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DIE NEUSTEN ENTWICKLUNGEN - Rohstoffe als Waffen: Lieferstopp von Gazprom - Ukraine bietet Pipelines als Ersatz an

Die neusten Entwicklungen

Die EU hat ein Embargo für russische Kohle und ein Teilembargo für russisches Erdöl beschlossen. Russland wiederum hat Gaslieferungen in einzelne Staaten gestoppt oder stark eingeschränkt. Ist Europas Energieversorgung gefährdet?

Gerald Hosp, René Höltschi, Nelly Keusch, Christian Steiner, Thomas Schürpf

Die neusten Entwicklungen:

  • Wegen des kommenden kurzen Lieferstopps für russisches Gas durch die Ostsee bietet die Ukraine ihre Pipelines als Ersatz an. «Die Kapazitäten des ukrainischen Gastransportsystems und der Route durch Polen sind mehr als ausreichend, um die Erfüllung der Lieferverpflichtungen von russischem Gas in europäische Länder sicherzustellen». Das teilte der Betreiber des ukrainischen Gasleitungsnetzes am Freitagabend (19. 8.) in Kiew mit. Die Alternativroute biete sich «angesichts chronischer Unterbrechungen der Arbeit von Nord Stream 1» an. Russland ignoriere diese alternative Liefermöglichkeit, hiess es bei dem ukrainischen Betreiber. Es gebe keine sachlichen Gründe für eine Begrenzung der Gaslieferungen in die EU. Gazprom versuche, Druck auf die europäischen Länder auszuüben und sie von ihrer Unterstützung für die Ukraine abzubringen. Trotz des russischen Angriffskrieges erhalten einige Länder, vor allem im Südosten Europas, ihr Gas weiter im Transit durch die Ukraine.
  • Der russische Energieriese Gazprom hat eine dreitägige Abschaltung der kompletten Gas-Pipeline Nord Stream 1 ab Ende August angekündigt. Aufgrund «einer Reihe routinemässiger Wartungsarbeiten» werde vom 31. August bis einschliesslich 2. September kein Gas in Richtung Deutschland fliessen, teilte Gazprom am Freitag (19. 8.) mit. Danach sollten täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat. In den drei Tagen müsse die einzige funktionierende Turbine der Kompressorstation Portowaja überprüft und überholt werden, hiess es von Gazprom. Dies solle in Zusammenarbeit mit Spezialisten von Siemens Energy geschehen.
  • Der Öltransport durch die Druschba-Pipeline aus Russland nach Westeuropa ist vorerst wieder gesichert. Die Lieferungen durch den russischen Pipeline-Monopolisten Transneft waren am Dienstag unterbrochen worden. Grund waren Probleme bei den Zahlungen für die Durchleitung des Öls durch die Ukraine. Transnet behauptete, die Zahlung sei von der zuständigen europäischen Bank aufgrund der Sanktionen zurückgewiesen worden. Bereits am Mittwoch hatte der slowakische Ölkonzern Slovnaft und die ungarische Raffineriefirma MOL angeboten, die Transitgebühren für den Pipeline-Abschnitt durch die Ukraine zu übernehmen. Kurz darauf hatten die Slowakei und Ungarn wieder Erdöl erhalten. Offenbar ist am Freitag auch die Zahlung für den Öltransit nach Tschechien eingetroffen. So dürfte das Öl demnächst auch hier wieder fliessen. Nach Spekulationen der Nachrichtenagentur Reuters wickelt die niederländische Bank ING die Zahlungen ab. 
  • Der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen ist am Dienstag (9. 8.) in Kraft getreten. Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gaskonsum ab Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken. Falls nicht genug gespart wird und es weitreichende Versorgungsengpässe gibt, kann im nächsten Schritt ein Alarm mit verbindlichen Einsparzielen ausgelöst werden. Dafür wäre die Zustimmung von mindestens 15 EU-Ländern, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen, nötig. Mehrere Länder, darunter Italien und Spanien, haben bereits Ausnahmen von den verbindlichen Sparzielen ausgehandelt und wollen weniger als 15 Prozent sparen. Der Notfallplan gilt zunächst für ein Jahr. Deutschland müsste etwa 10 Milliarden Kubikmeter Gas weniger verbrauchen, um das 15-Prozent-Ziel zu erreichen. 
  • Teile des Gases, das eigentlich nach Westeuropa geliefert werden soll, verbrennt der russische Konzern Gazprom offenbar gezielt an der Verdichterstation von Nord Stream 1 bei Sankt Petersburg. Das berichtet die finnische Nachrichtenseite «Yle» am Donnerstag (4. 8.) und teilte entsprechende Fotos auf Twitter. Auf den Fotos soll die Verdichterstation Portowaja zu sehen sein, über der eine grosse Flamme lodert. Diese sei so hoch, dass sie über die Landesgrenze hinweg zu sehen ist. Die Station bei St. Petersburg ist der Startpunkt von Nord Stream 1. Auch Daten des «Fire Information for Resource Management Systems» der Weltraumbehörde Nasa zeigt, dass seit Mitte Juni über dem Gelände grosse Flammen lodern. Vor dem Stichtag der Drosselung hatte es dort keine Flammen gegeben. In der Verdichterstation wird das russische Erdgas komprimiert und in die Pipeline gepresst. Gazprom behauptet, die Drosselung des Gases sei durch technische Gründe bedingt.