Geldblog: Leserfrage zur BaisseHaben wir den Bärenmarkt bald überstanden?
Geldexperte Martin Spieler ordnet ein, welche Szenarien in den kommenden Monaten realistisch sind.
Bären-Rally oder Wendepunkt? Für Anlegerinnen und Anleger sind heftige Börsenturbulenzen anspruchsvoll.
Illustration: Christina Baeriswyl
Ich bin verunsichert über die starken Kursschwankungen. Man liest oft vom Bärenmarkt und den starken Kurseinbrüchen. Glauben Sie, dass wir langsam alles überstanden haben? Leserfrage von H.W.
Nein. Beim Corona-Crash 2020 hatten wir einen kurzen heftigen Einbruch an den Aktienmärkten und nach kurzer Zeit war alles vorbei und die Märkte hatten zu einer beeindruckenden Erholung angesetzt. 2022 hingegen bewegen wir uns in einem Bärenmarkt. Solche negativen Marktphasen dauern deutlich länger und fordern die Nerven der Anlegerinnen und Anleger stark.
Hier ist es extrem schwierig zu erkennen, wann ein Tiefpunkt erreicht ist und die Wende eintritt.
Typisch für Bärenmärkte ist, dass es zunächst einen heftigen Einbruch gibt, wie wir ihn im ersten Halbjahr erlebt hatten. Dann kommt es oft zu einer Erholung, doch danach setzt nochmals eine längere Abwärtsbewegung ein, die einem als Investor zur Verzweiflung bringen kann. Hier ist es extrem schwierig zu erkennen, wann ein Tiefpunkt erreicht ist und die Wende eintritt.
Die Börsen funktionieren nicht nach Schulbuch. Alles ist möglich. Wenn die Wirtschaft weiter an Fahrt verliert und wegen dem Energiemangel und den steigenden Zinsen in eine Rezession fällt, dürfte es bei den Börsenfirmen zu weiteren Gewinnrevisionen kommen. Dies wiederum würde die Märkte erneut stark belasten. Ein solches Szenario halte ich für realistisch. Darum glaube ich nicht, dass wir die Baisse schon überstanden haben, sondern wohl noch länger durch für Anleger sehr anspruchsvolle Zeiten gehen.
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