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Interview mit Kriegsreporterin: «Ich bin eine Art neugieriger Feigling»

Interview mit Kriegsreporterin«Ich bin eine Art neugieriger Feigling»

Vierzig Jahre lang war Antonia Rados Kriegsreporterin in Ländern wie Afghanistan oder dem Iran. Nun hört sie auf. Ein Gespräch über Gefahr, Mitgefühl und die Teppiche, die unter ihrem Bett lagern.

«Ich sah mich immer als Korrespondentin, als Reporterin von irgendwo»: Antonia Rados interviewt 2006 Soldaten der Deutschen Bundeswehr in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongos.

«Ich sah mich immer als Korrespondentin, als Reporterin von irgendwo»: Antonia Rados interviewt 2006 Soldaten der Deutschen Bundeswehr in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongos.

Foto: Michael Kappeler (AFP)

Frau Rados, Sie standen einem Interview erst skeptisch gegenüber. Sie sagten: «Ich habe Glück gehabt und überlebt, mehr gibt es da gar nicht zu sagen.» Wie traumatisiert ist man nach einem Berufsleben als Kriegsreporterin?

Man muss den Beruf des Kriegsreporters oder der Kriegsreporterin folgendermassen einordnen: Wir sind Augenzeugen, keine Kämpfer. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Es bedeutet: Wir sind mit dem Krieg auf Distanz. Daher hatte ich bei all der Mühsal, die ich für Arbeitsleid halte – schlecht schlafen, Dramatisches erleben – immer zugleich einen Abstand einzuhalten. Wo es Leid gibt, gibt es ausserdem auch Leben, Geburten, Freundschaften und Güte. Ich verstehe völlig, dass man traumatisiert sein kann. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich es bin. Dazu habe ich aber einfach zu oft Glück gehabt.