Switzerland
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Kommentar zum Kampf gegen die Teuerung: Das ist unfair

Kommentar zum Kampf gegen die TeuerungDas ist unfair 

Das Parlament stützt die ältere Wählerschaft mit höheren AHV-Renten. Junge Familien gehen hingegen leer aus.

Ältere Menschen, die auf die AHV angewiesen sind, will das Parlament unterstützen. Ein Bild aus dem Berner Caritas-Laden an der Brunnmattstrasse.

Ältere Menschen, die auf die AHV angewiesen sind, will das Parlament unterstützen. Ein Bild aus dem Berner Caritas-Laden an der Brunnmattstrasse.

Foto: Adrian Moser

Milch, Brot, Käse, Teigwaren oder Joghurt – all das kostet deutlich mehr als vor einem Jahr. Für das gleiche Geld können wir weniger lange kochen und die Wohnung nicht mehr auf gemütliche Temperaturen heizen. Das «Gespenst der Teuerung», wie es Mitte-Ständerat Pirmin Bischof nannte, macht uns alle ärmer. Das spüren jene am schmerzhaftesten, die am wenigsten haben.

Das gilt besonders für jene Rentnerinnen und Rentner, die nur mit der AHV auskommen müssen. Sie sind auf jeden Franken angewiesen. Für sie ist es eine gute Nachricht, dass sich beide Räte dazu durchringen konnten, die AHV rasch und restlos an die Teuerung anzupassen. Die zusätzliche Zehner- oder Zwanzigernote, die sie dank dem jeden Monat bekommen, ist für sie kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

So bleibt der Eindruck, dass den Ständeräten die ältere Bevölkerung wichtiger ist als die Jugend.

Natürlich profitieren auch die «Reichen» mit. Jene, die neben der AHV eine gute Leistung von der Pensionskasse erhalten und zusätzlich eine dritte Säule aufbauen konnten, von der sie im Alter zehren. Das liegt am Meccano der AHV: So, wie das beliebteste Sozialwerk funktioniert, ist die Giesskanne nicht zu vermeiden.

Dabei kennt die Schweiz mit der Verbilligung der Krankenkassenprämien ein System, das genau dort hilft, wo es wirklich nötig ist. Davon profitieren auch junge Familien. Es ist deshalb bedauerlich, dass es der Ständerat vorerst abgelehnt hat, die Bundesbeiträge hinaufzusetzen. Umso mehr, als die Krankenkassenprämien nächstes Jahr im Schnitt um stolze 6,6 Prozent steigen.

Das hätte zwar eine Milliarde Franken gekostet, viermal mehr als der Zustupf für die AHV-Renten. Im Vergleich zu den Milliarden, die der Staat zur Bewältigung der Pandemie oder zum Stützen der Energiewirtschaft aufwirft, wäre das aber verkraftbar. So bleibt der Eindruck, dass den Ständeräten die ältere Bevölkerung wichtiger ist als die Jugend. Und der Verdacht, dass das ein Jahr vor den Wahlen kein Zufall ist. Schliesslich sind es insbesondere die Älteren, die wählen gehen.

Eva Novak ist Wirtschaftsredaktorin bei Tamedia. Die langjährige Bundeshausjournalistin und studierte Historikerin beobachtet die Wirtschaftspolitik direkt aus Bern. Mehr Infos@ev_novak

Fehler gefunden? Jetzt melden.