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Ostsee: Ein Inselbauer packt an

OstseeEin Inselbauer packt an

Mathias Schilling betreibt auf Hiddensee drei Restaurants. Der vom Fernsehen bekannte  Unternehmer mischt gerade das Tourismusbusiness auf dem verschlafenen Eiland auf.

Hat in Mecklenburg-Vorpommern ein kleines Imperium geschaffen: Mathias Schilling (40) auf seinem Schiff Lottida im Hafen von Vitte.

Hat in Mecklenburg-Vorpommern ein kleines Imperium geschaffen: Mathias Schilling (40) auf seinem Schiff Lottida im Hafen von Vitte.

Foto: Jacqueline Vinzelberg

Der Wohnraum auf Hiddensee ist beschränkt, und deshalb treibt alle Gastronomen eine Sorge um: Wie bringe ich meine Angestellten unter? Die tägliche Fährenfahrt nach Rügen oder Stralsund bleibt zu umständlich, also hat Mathias Schilling ein Hausboot für seine Leute gekauft und im Hafen vertäut.

«Ich habe schon einige Male dort geschlafen», sagt der aufregendste Unternehmer auf Hiddensee, das sonst nicht unbedingt für innovative Tourismusprojekte und fürsorgliche Gastgeberinnen steht. Schilling ist von einem anderen Schlag: Seit 2017 versprüht er auf der Ostseeinsel seinen Esprit, betreibt die Restaurants Hafenkater, Rotes Haus und Hafenamt, den Hofladen Tante Hedwig mit Café, ein Outdoor-Bekleidungsunternehmen und einen Konservenhersteller.

DDR-Nostalgie und unberührte Natur

«Die Insel bietet so viel, man muss die Schätze nur auflesen», sagt Schilling. Hiddensee profitiert von einem treuen Publikum, das den Mix aus DDR-Nostalgie und unberührter Natur schätzt, bereit ist, auf das eigene Auto zu verzichten und dafür mit dem Handkarren vom Fähranleger zur Unterkunft zu wandern.

Schilling, 40, wuchs in Schleswig-Holstein auf und kam 2009 für immer auf die 75 Hektaren grosse Insel Öhe vor der Hafeneinfahrt von Schaprode, Rügen. Das Eiland mit dem Bauernhof war seit Jahrhunderten im Familienbesitz.

Der studierte Agronom, der mit seinem eigenen Schiff Lottida zwischen den Inseln unterwegs ist, schuf in Mecklenburg-Vorpommern ein kleines Imperium, das 4,5 Millionen Euro im Jahr umsetzt. Zentrale ist Schillings Gasthaus in Schaprode.

Neben den etablierten Geschäften betreibt er neu zwei Läden in der Stralsunder Fussgängerzone mit Fisch, Fleisch und weiteren regionalen Produkten. Das Fleisch liefert die eigene Landwirtschaft mit 500 Hektaren Weidefläche auf Rügen, Hiddensee und Öhe.

Die Wasserbüffel sind Schillings Lieblinge

Der Boss selber ist sich nicht zu fein, auf der Scholle anzupacken. «Am Morgen kümmere ich mich auf Öhe um Rinder, Schafe und Wasserbüffel.» Letztere haben es ihm besonders angetan. Er übernahm sie von einem Kollegen, grub für ihr Wohlbefinden Löcher und Teiche. «Die Büffel strecken manchmal nur noch den Schädel aus dem Wasser», sagt Schilling.

Das Fleisch seiner Herden kommt zu ausgesuchten Wiederverkäufern und in die eigenen Lokale, zunehmend auch Hamburger, Filets und Steaks von den 140 Black-Angus-Rindern, die das ganze Jahr über im Norden von Hiddensee leben. «Während des Corona-Frühlings 2021 habe ich mit drei Agronomie-Studenten 150 Hektaren eingezäunt, es war eine körperlich anstrengende, aber sehr schöne Arbeit.»

Das Fernsehen hat den Fährentransfer der schwarzen Rinder nach Hiddensee gefilmt. Schilling, der «Inselbauer von der Öhe», ist erneut Protagonist in «Hofgeschichten» in der ARD. Einschlägige Erfahrung mit dem Medium hat er: NDR hat das Leben der Familie Schilling ausführlich dokumentiert und immer wieder neue Episoden nachgeschoben. Denn das Sofa-Publikum bekommt nie genug von diesem Mann und seinem Leben zwischen Salzwiesen und Gaststuben.

hafenkater.de, seebad-hiddensee.de

Christoph Ammann ist Teamleiter Reisen und schreibt seit 36 Jahren über Tourismus. Seine Lieblingsdisziplinen sind Portraits, Reportagen und Interviews. Neben Destinationen in Nah und Fern interessiert sich Ammann vor allem für die Hotellerie mit all ihren Facetten.Mehr Infos

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