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Versöhnlicher Abschluss: Ein Tor – und die Schweizer Welt sieht wieder schöner aus

Nations League: Schweiz - PortugalEin Tor – und die Schweizer Welt sieht wieder schöner aus

Das Nationalteam hat dank des 1:0 über Portugal die Chance, den Abstieg zu verhindern. Vor allem aber haben sich Trainer Yakin und Captain Xhaka gefunden.

Erste Chance, erstes Tor: Haris Seferovic trifft nach 56 Sekunden.

Video: SRF

Am Ende taucht sogar Pepe im Schweizer Strafraum auf. Das Urgestein in Portugals Innenverteidigung ist sonst vor allem für rustikale Abwehrarbeit bekannt. Jetzt gibt er den Mittelstürmer. Aber auch er kann nichts mehr am Schweizer 1:0-Sieg ändern. Erst scheitert er aus zwölf Metern am hervorragend reagierenden Schweizer Goalie Jonas Omlin, gleich darauf trifft er bloss das Aussennetz.

An ihrem letzten Arbeitstag müssen sie noch einmal leiden, die Schweizer. Xherdan Shaqiri greift sich schon nach 19 Minuten an den Po und muss ausgewechselt werden. Silvan Widmer bleibt zur Pause in der Garderobe. Breel Embolo humpelt, als er nach etwas mehr als einer Stunde vom Feld geht.

Es sind alles Zeichen dafür, dass diese Nations League sicher nicht zu wenig lang gedauert hat. Aber die Schweizer haben es sich mit ihren ersten Auftritten in diesem Wettbewerb selbst eingebrockt, dass sie an diesem drückend warmen Abend in Genf noch einmal alles in die Waagschale werfen müssen.

Es spricht für sie, wie sie das tun. Klar, am Ende werden sie in den eigenen Strafraum gedrückt. Sie müssen sich mit Füssen und Omlins Händen wehren, um das Resultat über die Zeit zu bringen. Aber sie tun das in einer Art und Weise, die mit Blick auf die Weltmeisterschaft im November beruhigt. Ja, diese Mannschaft lebt noch. Und wenn sie etwas Glück hat, dann reicht ihre Qualität sogar, um gegen eine Mannschaft wie Portugal zu bestehen, die gespickt ist mit Spielern des Prädikats Weltklasse.

Ronaldo in den Ferien

Das soll auch nicht durch den Fakt geschmälert werden, dass bei Portugal vor dem Spiel schon ein wenig Kehrausstimmung eingekehrt ist. Cristiano Ronaldo, der bei all den grossen Namen in diesem portugiesischen Team noch immer hellste Stern, schickt gegen zehn Uhr morgens sein «erstes Foto im Ferienmodus», wie die Sportzeitung «A Bola» in der nötigen Ernsthaftigkeit recherchiert. Zu sehen ist auf Instagram Portugals Superstar samt Partnerin in einem Lift. Ronaldo hat vergessen, unter sein Jackett ein Leibchen anzuziehen. Vermutlich, weil er so in Eile war, in seine Saisonpause zu starten. Mit Ronaldo, Joao Moutinho und Raphael Guerreiro hat Nationaltrainer Fernando Santos die Erfahrung von 391 Länderspielen in die wohlverdienten Ferien geschickt.


Aber das ändert nichts daran, dass er nach einer Stunde noch immer Spieler wie Diogo Jota vom FC Liverpool und Bernardo Silva von Manchester City ins Spiel werfen kann. Glücklich, ein Nationaltrainer, der eine solche Auswahl hat.

Murat Yakin ist an diesem Abend vor allem froh, dass er mit Manuel Akanji und Nico Elvedi zwei Innenverteidiger bringen kann, die gehobenen Ansprüchen genügen. Es ist das erste Mal in den vier Spielen der Nations League, dass ihm dieses Duo zur Verfügung steht. Sie sind die Basis des besten Auftritts in dieser Kampagne.

Bezeichnenderweise ist es dann Akanji, der gemeinsam mit Remo Freuler ganz zu Beginn gleich zweimal den Ball erobert. Er tut es tief in Portugals Platzhälfte. Was dann wiederum nicht dazu passt, was der Schweizer Nationaltrainer vor dem Spiel angekündigt hat: dass seine Mannschaft vorerst vor allem kein Tor erhalten wolle.

Diesen Xhaka braucht es

Aber vermutlich ist es trotzdem das Spiel, das sich Yakin vorstellt: Eines, in dem seine Spieler so clever agieren, dass sie auf dem Feld spüren, wann der Gegner verwundbar ist. Und das sind die Portugiesen in diesem Moment. Über Xherdan Shaqiri kommt der Ball zu Silvan Widmer. Dessen Flanke wird von Haris Seferovic zum einzigen Tor des Abends verwertet.

Gespielt sind erst 56 Sekunden, so früh hat seit Alain Sutter im September 1988 gegen Luxemburg kein Nationalspieler mehr getroffen. Was die Schweizer danach zeigen, ist ein grundsolides Spiel gegen den Ball. Und ab und an den Hauch einer Konterchance, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Vor allem aber zeigt sich: Sollten sich Granit Xhaka und Yakin je nicht einig gewesen sein darüber, wo der Captain auf dem Feld am besten eingesetzt werden kann, dann müssten diese Diskussionen mit diesem Spiel beendet sein. Xhaka ist der absolute Chef auf dem Platz. Er ist im Zentrum Taktgeber, Dreh- und Angelpunkt. Kurz: Er ist der Granit Xhaka, den dieses Schweizer Nationalteam braucht.

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Florian Raz ist Sportredaktor bei Tamedia, schreibt seit 2001 über Fussball und ist Gastgeber des Podcasts «Dritte Halbzeit».

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@razinger

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