Switzerland
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Zahnärztemangel in Grossbritannien: Britin zieht sich selber 13 Zähne, weil sie keinen Zahnarzt fand

Zahnärztemangel in GrossbritannienBritin zieht sich selber 13 Zähne, weil sie keinen Zahnarzt fand

In Grossbritannien ist es laut einem BBC-Bericht äusserst schwierig, einen Termin bei einer Zahnarztpraxis zu bekommen. Das sind die Gründe.

Es ist gewiss nicht so, dass Danielle Watts nicht versucht hätte, zum Zahnarzt zu gehen. Doch sie fand einfach keine Praxis, die ihr einen Termin geben wollte. Und so fing sie damit an, sich ihre kaputten Zähne selbst zu ziehen. Bislang sind es exakt 13.

Die Geschichte von Danielle Watts ist eine von vielen verstörenden Geschichten aus Grossbritannien, die in einer BBC-Dokumentation zu sehen sind. «Disappearing Dentists» heisst sie, und darum geht es auch: Um Zahnärzte, die verschwunden sind – oder, besser gesagt, schlichtweg fehlen.

Ein Team von BBC-Reportern hat mit Unterstützung der British Dental Association (BDA), des Verbands der Zahnärzte, bei fast 7000 Praxen des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS angerufen und gefragt, ob sie neue Patienten aufnehmen. Ergebnis: Nur jede zehnte NHS-Praxis tut das überhaupt noch. Die meisten von ihnen haben nicht einmal eine Warteliste.

Für den Nationalen Gesundheitsdienst zu arbeiten, lohnt sich nicht

Warum es in Grossbritannien so schwer ist, einen Termin zu bekommen, hat viele Gründe. Fragt man die Zahnärztinnen und Zahnärzte, so hört man am häufigsten, dass es sich schlichtweg nicht mehr lohne, Patienten im Rahmen des NHS zu behandeln. Wer das tue, zahle drauf. Dass die finanzielle Ausstattung des staatlichen Gesundheitsdienstes mitunter miserabel ist, das ist an sich nichts Neues. Viele Briten lassen sich schon lange privat behandeln. Nur: Das muss man sich leisten können. Danielle Watts kann das definitiv nicht.

Auch Waseem Mukhdar nicht. Dabei hat seine Tochter starke Zahnschmerzen, wenn sie etwas Heisses oder Kaltes trinkt. Und sein Sohn hat einen Zahn im Kiefer, der da nicht hingehört. Beide müssten zum Zahnarzt, was eigentlich kein Problem sein sollte. Denn anders als bei Erwachsenen, die für Weisheitszahnoperationen oder Wurzelbehandlungen einen Teil der Kosten selbst zahlen müssen, ist der NHS-Dentist für Kinder umsonst.

Das Problem ist nur: Mukhdar findet keinen Zahnarzt, der seine Tochter und seinen Sohn behandeln würde. Der Familienvater ist nicht allein. 80 Prozent aller NHS-Praxen, welche die BBC angerufen hat, akzeptieren keine neuen Patienten unter 16 Jahren. Mukhdar wirkt verzweifelt, wenn er sagt: «Mein Sohn lächelt nicht mehr.»

Ein Problem ist auch der Brexit, der es schwieriger macht, Personal aus dem Ausland zu holen.

Bei der BDA ist man sich der Problematik sehr wohl bewusst. Shawn Charlwood, Vorsitzender des Verbandsausschusses für allgemeine zahnärztliche Praxis, sagt, dass die zahnmedizinische Versorgung an einem Wendepunkt stehe. Millionen Menschen seien nicht in der Lage, das zu erhalten, was medizinisch notwendig sei. Und mit jedem Tag, der vergehe, würden mehr Zahnärzte verschwinden. Charlwood ist sicher: Ohne eine Reform werde die NHS-Zahnmedizin sterben.

Neben der Frage der Finanzierung gibt es noch weitere Gründe für den Mangel an Zahnärzten. Während der Pandemie haben viele ihre Praxis schlichtweg aufgegeben. Ein Problem ist auch der Brexit, der es schwieriger macht, Personal aus dem Ausland zu holen. Und dann ist da noch die Altersfrage. Laut einer Studie sind 14 Prozent der NHS-Zahnärzte über 55 Jahre alt, viele stehen kurz vor dem Ruhestand. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Fehler gefunden? Jetzt melden.