Austria
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"Der Medikamentenmangel schränkt unsere Leistungsfähigkeit ein"

Die Worte waren drastisch gewählt. Bei der Behandlung von unheilbar Kranken gebe es Probleme, die leitlinienkonforme Standardtherapie sei nicht mehr möglich. Dietmar Weixler, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG), sprach nur noch von einer "bestmöglichen Behandlung". Medikamente gegen starke Schmerzen und Atemnot würden fehlen, niedrig dosierte Opioidpflaster, unerlässlich für eine sichere und nebenwirkungsarme Therapie, seien praktisch nicht verfügbar.

Den Eindruck, dass Patienten, die unter starken Schmerzen leiden, nun möglicherweise nicht mehr ausreichend geholfen werden kann, möchte Christina Grebe aber nicht entstehen lassen. Sie ist ärztliche Leiterin der Palliativstation am Salzkammergut-Klinikum in Vöcklabruck und kennt die Probleme in der "Versorgungslandschaft". 350 Patienten werden in der Vöcklabrucker Palliativstation im Jahr behandelt, 180 sind es zusätzlich in der mobilen Betreuung. "Ich möchte nicht, dass meine Patienten nun befürchten, dass sie zusätzlich leiden müssen. Denn so ist es definitiv nicht", sagt sie.

"Man kann sich immer helfen"

Im Gegenteil: Aktuell gebe es wieder eine gewisse Entspannung, bis vor etwa drei Monaten sei es aber "sehr mühsam" gewesen. "Der Mangel an Medikamenten ist Realität und er schränkt uns auch in der Leistungsfähigkeit ein. Aber man kann sich immer helfen", sagt Grebe. Speziell Opioidmedikamente zum Schlucken waren teilweise nicht verfügbar. "Es ging so weit, dass wir bei Apotheken angerufen haben und gefragt haben, welche Medikamente noch verfügbar sind. An deren Bestand mussten wir uns dann orientieren", sagt Grebe. Es gebe bei Medikamenten zwar genügend Optionen, aber für Patienten, die ohnehin schon mit Übelkeit zu kämpfen hätten, sei es "naturgemäß nicht das Beste", wenn sie beispielsweise Tabletten schlucken müssten, statt mit speziellen Pflastern versorgt zu werden.

Die eingeschränkte Versorgungskette sei aber nicht der Corona-Pandemie geschuldet. "Das liegt ganz klar an den Pharmabetrieben. Mit einfachen Schmerzmitteln lässt sich nicht das große Geld verdienen, sie werfen kaum Gewinn ab. Also werden sie auch weniger produziert", sagt Grebe. Die Palliativmedizin habe zudem auch keine "finanzstarke" Lobby. "Mehr staatliche Regulierung würde hier guttun", sagt sie.

Die Pharmaindustrie leiste in Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb schon längst nicht mehr das, was Patienten weltweit benötigten, hieß es auch von Ärzte ohne Grenzen zur allgemeinen Situation des Medikamentenmangels. Durch falsche Anreizsysteme werde nur mehr in extrem gewinnbringende neue Medikamente investiert. Es brauche ein proaktives Vorgehen von Gesundheitspolitik und den Standesvertretungen.

Gabriel Egger
Gabriel Egger Gabriel Egger