Austria
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Lokalkritik aus dem Restaurant Terrae

Die toskanische Wienfraktion darf sich freuen: Die Trattoria La No hat mit dem Terrae einen jungen Ableger.

Statt des apulischen Granatapfels – des Il Melograno mit seinem Blattgold-Filetto, zu finden nunmehr hinterm Kaufhaus Steffl – breitet sich neben dem beständig „Lachenden Esel“ in der Dorotheergasse jetzt toskanisch Geerdeteres, das Terrae, aus. An Italienerdichte bleibt dieses Innenstadteck also kaum zu überbieten.

Schlicht und edel wie der Name kommen Design und Karte dieses Neuzugangs daher, in dem sich ein auffällig schönes und junges Publikum in schummriger Bar-Atmosphäre sichtlich gefällt: Die Wände sind nur grob verputzt, schwarze Stableuchten verbreiten lobenswert warmes Licht auf die dunkel glänzenden Holztische, und der ebenso schöne und junge Chef zeigt sein ansteckendes Lachen.

Christine Pichler

Das erste Glas Franciacorta ist schnell einmal bestellt, der passende Pinot Grigio ebenso. Jozsef Kovacs kommt schließlich aus der Weinbranche, erklärt er, war davor Sommelier bei Wein & Co in der Jasomirgottstraße. Für die Küche hat er sich einen ebenfalls Wiener-Innenstadterprobten Partner gesucht, Mario Lorenzetti, der mit seiner Trattoria La No in der Annagasse das Stammlokal weniger für die Wiener Toskanafraktion als für die toskanische Wienfraktion bereitet. Diese fühlt sich in dem gemütlichen kleinen Lokal mit dem großen Bistecca-Reifekühlschrank vergleichsweise zu Hause.

Christine Pichler

Das Terrae scheint jetzt der schicke junge Ableger der Traditionsadresse zu sein. Ein wenig gar gewollt modisch manchmal (bilderbuchmäßig inszeniertes rohes Fisch-Trio auf schwarzer Tellerplatte), aber durch einige exzellente Traditionsteller – wie der Lokalname schon insinuiert – geerdet. Nahezu archaisch wird etwa das schön grob gehackte Häufchen bzw. eher der Haufen Rindstatar von einem immensen, der Länge nach aufgesägten Knochen flankiert – karamelliges, im Inneren an der Grenze zum allzu Rohen gratiniertes Mark (17,80). Völlig unverstellt fleischig auch die in Brunello geschmorten grauen Schweinsbacken (26,80). Und, natürlich, die Tordelli massesi (16,80), die Ravioli der Carrara-Gegend, überzogen mit einem Ragu von samtigster Sämigkeit. Die Pasta ist hier neben dem Fleisch der absolute Star – der noch dazu aus dem Keller kommt. Erfährt man. Dort wird sie eigens frisch produziert, Tagliolini, Fettucine, besagte Tordelli; die Spaghetti kommen vom Familienbetrieb Martelli, die Orecchiette sind zwar namenlos, aber ernsthaft hart. Eine beliebige Fischsuppe hat es dagegen einfach wirklich schwer, selbst wenn sie eine livornesische sein muss.

Terrae, Dorotheergasse 19, 1010 Wien, Tel.: +43/(01)/713 37 34, Restaurant: Mo: 18–23 Uhr, Di– Sa:12–14.30, 18–23 Uhr.

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