Austria
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Lokalkritik im Schweizerhaus: Kartenzahlung möglich!

Schweizerhaus, ist das mehr als das berühmte Bier und der „Fuß aus der Küche“? Es gibt einen Anlass, das zu prüfen.

In Norddeutschland gibt’s angeblich eine Gegend, in der man „Bier essen“ sagt, sprachlich offenbar verwandt mit unserem „Glasweckerl“ fürs Krügl Bier. Jedenfalls führte der Kollege, der von dort stammt, die bald allseits gebräuchliche Redewendung ein: „Jetzt hab’ ich schon drei Bier gegessen und noch immer nichts getrunken!“ Daran musste ich denken bei einem Besuch unlängst im Schweizerhaus – auch dies ein Ort, an dem das Bier (5,60 Euro), das originale Budweiser aus Budvar mit mythenumrankter Zapftechnik, vielen die Vor-, Haupt- und Nachspeise samt Weinbegleitung ersetzt, und dazu kann man auch noch was essen. Wir kommen gleich dazu, aber zuerst noch die Jahrhundert-News: Im Schweizerhaus kann man neuerdings bargeldlos bezahlen.

Klingt nach nix, doch wer mit Lokalität und Usancen vertraut ist, mag von einer Zeitenwende sprechen: Vorbei das Ritual, als man sich aus allen Ecken und Enden des allein draußen 1200 Sitzplätze fassenden Lokals aufmachte, um sich schwankend in die Schlange vor dem Bankomaten ums Eck einzureihen, kurz: „Geld aus der Wand zu holen“. Wobei dann eh einer dazukam, verkehrstechnisch günstig beim WC im Haus liegend. Schock der Moderne, nicht weniger als 34 WLAN-Router decken nun alle 23 Wiener Gemeindebezirke ab, in die das Schweizerhaus parzelliert ist. Das geflissentliche Überprüfen der Barmittel kann also unterbleiben, während wir uns fragen: Was isst man zum Bier? Antipasti wären wohl Rohscheiben, ein Schweizerhaus-Patent, Radi oder Puffer. Den Klassiker Schweinsstelze, den berühmt-berüchtigten „Fuß aus der Küche“, lassen wir heute aus, daran tut sich die Tischnachbarschaft gütlich – grad, dass der Knochen übrigbleibt, es dürfte sich wohl um die bewährte Qualität handeln: knusprig, saftig, erschöpfend (22,90 Euro/kg).

Das Schweizerhaus im Prater.

Das Schweizerhaus im Prater. Christine Pichler

Das Küchenthema ist natürlich behmisch, sprich deftig, alles andere würde auch gnadenlos untergehen. Gut behaupten kann sich das Budweiser Bierfleisch (14,90), wir loben die Mürbheit des Schweinernen bei gleichzeitiger Knackigkeit des Gemüses. Eine Bank auch das halbe Backhendl (13,20), das mit ­Foodie-Spielarten in der Stadt allemal ­mitkommt, auch hier: knusprig, saftig. Der 77-jährige tschechische Küchenchef hat seinen Großbetrieb sichtlich im Griff. Unser Favorit: das ­gebratene Wildkarpfenfilet vom Gut Dornau (21,90), eine robuste Köstlichkeit und Überbleibsel einer Tradition: als sich das Schweizerhaus, 100 Jahre vor Internet, als Fischbraterei einen Namen machte.