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Martin Suter: Als Schweizer ist man langsam [premium]

Er sei immer am meisten verliebt in sein jüngstes Buch, sagt Bestsellerautor Martin Suter. Ein Gespräch über Geschichten ohne Botschaft und die Frage, wann man Autor und Werk trennen darf – worauf Suter eine sehr pragmatische Antwort findet.

In Ihrem neuen Roman, „Melody“, stellt ein alter Mann einen Nachlassverwalter an, der alles schreddert, woran der Mann nicht erinnert werden will. Haben Sie Bücher oder Kolumnen, die Sie gern schreddern würden?

Martin Suter: Nein, nein. Vielleicht gibt es da und dort einen Werbetext, den ich nicht unbedingt im Nachlass haben will.


Wie ist denn Ihre Beziehung zu Ihren Büchern: Ändert sich die mit der Zeit, gibt es Phasen der Verliebtheit?

Man ist – wie bei leiblichen Kindern auch – immer am meisten verliebt in das Jüngstgeborene. Jetzt gerade bin ich natürlich über beide Ohren verknallt in „Melody“. Es gibt zwei Ausnahmen, Bücher, die zu Recht nicht veröffentlicht wurden. Das erste war das Buch, mit dem ich mich bei Diogenes beworben habe. Es war nicht fertig, es hatte kein Ziel. Und der Verlag hat es auch nicht gelesen. Als Möchtegern-Autoren hatten wir unsere Tricks: Auf Seite 43 und Seite 115 des Manuskripts liegt ein Haar. Wenn es immer noch dort liegt, wenn ich das Manuskript zurückbekomme, weiß ich: Die haben es nicht mal aufgeschlagen.


Sie haben als Werbetexter begonnen – ein Beruf, der, wie Sie einmal geschrieben haben, „von der Selbstverleugnung derjenigen lebt, die ihn ausüben“. Weil man ja im Namen anderer kreativ ist. Heißt das umgekehrt, dass in Ihren Büchern viel von Ihnen selbst steckt? Ist Schreiben für Sie ein persönlicher Ausdruck?