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Norwegischer Waffenkonzern kann wegen Tiktok-Zentrale keine Munition liefern

© APA/AFP/RONNY HARTMANN

Wegen des hohen Stromverbrauchs des nahegelegenen Tiktok-Rechenzentrums könne der Waffenhersteller Nammo die Produktion nicht hochfahren, heißt es.

von Johannes Arends

"Wir sind besorgt, weil unser potenzielles Wachstum von einem Datenspeicher für Katzenvideos bedroht wird", polterte Morten Brandtzæg, Geschäftsführer des teilstaatlichen norwegischen Munitionsproduzenten Nammo, im Gespräch mit den Financial Times. Der Rüstungskonzern ist einer der größten in Europa, doch der Plan einer neuen Produktionsstätte im norwegischen Hamar droht wegen der mangelnden Stromversorgung der Region zu scheitern. Denn vor Monaten erhielt bereits der Social-Media-Betreiber Tiktok die Zusage, dort ein Datenzentrum errichten zu dürfen.

Der Tiktok-Konzern steht seit längerem im Westen unter Druck, weil der Firmensitz in China liegt und die chinesische Regierung somit theoretisch jederzeit Zugriff auf die Daten der mehr als eine Milliarde Nutzer hat. Erst am Freitag war deshalb Geschäftsführer Shou Zi Chew zu einer Befragung durch Abgeordnete des US-Kongresses geladen. Er beteuerte, wie schon oft zuvor, dass seine Firma daran arbeite, Rechenzentren in Europa und den USA zu errichten, um dort die Daten der Nutzer vor Ort zu speichern.

Ein solches Rechenzentrum entsteht demnächst im norwegischen Hamar, es soll schon nächstes Jahr in Betrieb gehen. Den Zuschlag dafür erhielt Tiktok bereits vor Monaten von der dortigen Regierung. Ein weiteres ist in Irland geplant, wo sich wegen der günstigen Steuerlage etliche große Technologiekonzerne niedergelassen haben.

© Bild: APA/AFP/NTB/GEIR OLSEN

EU kommt Munitionsbedarf nicht nach

Als Tiktok das Ja-Wort für seine neue Zentrale in Norwegen erhielt, war noch nicht absehbar, wie groß der Bedarf an Munition bei der ukrainischen Armee im Kampf gegen die russische Invasion werden würde. Inzwischen ist klar, dass pro Tag auf ukrainischer Seite zwischen 6.000 und 7.000 Kugeln verschossen werden - ein Verbrauch, dem die europäische Produktion aktuell nicht nachkommen kann.

Die Europäische Union bietet deshalb Mitgliedsstaaten, die ihre Munitions-Produktionskapazitäten erhöhen, Förderungen von bis zu einer Milliarde Euro für den Bau neuer Fabriken. Der Nammo-Konzern wollte davon Gebrauch machen und war sich mit Oslo bereits einig, doch der regionale Stromanbieter Elvia teilte der Geschäftsführung mit, dass man nicht beides versorgen könne - das Tiktok-Datenzentrum und die Munitionsfabrik

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