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OMV hält an Borealis fest, Ex-Chef Rainer Seele entlastet

© OMV Solutions GmbH/OMV Solutons GmbH/Lois Lammerhuber

Störaktion von Aktivisten bei der Hauptversammlung. Aus der Förderung in Malaysia und Neuseeland will die OMV aussteigen.

von Martin Meyrath

Taschenkontrollen am Eingang waren nicht genug, um die erste Präsenz-Hauptversammlung der OMV in Wien seit der Corona-Pandemie vor ungebetenen Beiträgen zu schützen. Aktivisten forderten mit Zwischenrufen und auf Transparenten die Enteignung des Mineralölkonzerns, bis sie des Saales verwiesen wurden. In der Kritik waren dabei nicht nur die gestiegenen Verbraucherpreise bei einem Gewinn von 5,2 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr, sondern auch das Geschäft mit Öl und Gas im Allgemeinen.

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Dieses will zwar auch Konzernchef Alfred Stern hinter sich lassen, die Perspektive ist aber langfristig. Bis 2050 soll die OMV klimaneutral sein und ihr Geld mit nachhaltigen Kraftstoffen, Rohstoffen, Chemie und Materialien machen. „Wir haben mit der Umsetzung dieser Strategie begonnen, der Dampfer OMV hat Kurs eingeschlagen und fährt in diese Richtung. Eine Umkehr ist nicht mehr vorgesehen“, sagte Stern.

Wachsen soll dabei insbesondere der Bereich Chemie, in dem bisher etwa 30 Prozent des Ergebnisses erwirtschaftet werden. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Kunststoff-Tochter Borealis zu. Vor drei Jahren hat die OMV im größten Deal der österreichischen Wirtschaftsgeschichte die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen. Ein kolportierter Verkauf an OMV-Kernaktionär ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) dürfte für Stern derzeit nicht zur Debatte stehen. Konkret gefragt, ob die Borealis-Anteile der OMV in ein gemeinsames Kunststoff-Unternehmen mit ADNOC eingebracht werden könnten, äußerte sich Stern nicht.

All das bedeutet nicht, dass die OMV nicht weiter in die Öl- und Gasförderung investiert. Diesen Sommer soll etwa die endgültige Entscheidung zum Projekt „Neptun“ im rumänischen Schwarzen Meer fallen, das das Unternehmen zusammen mit der rumänischen Romgaz betreibt. Aus der Förderung in Malaysia und Neuseeland will die OMV hingegen aussteigen.

Umstrittener Ex-Chef

Ein viel beachtetes Thema auf der Hauptversammlung war auch die Entlastung von Rainer Seele. Auf der Hauptversammlung 2022 war dem ehemaligen Vorstandschef das Misstrauen ausgesprochen worden. Vor allem die Nähe zu Russland und die langfristige Bindung an den Staatskonzern Gazprom ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine breit diskutiert worden.

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Die OMV-Aktionäre entlasteten Seele allerdings am Mittwoch. Die Stimmen der beiden Kernaktionäre – der Staatsholding ÖBAG und ADNOC – reichten dafür aus.

Stern verteidigte Seeles strategische Weichenstellungen. Er sein „kein Fan davon, den Rainer Seele jetzt dafür zu verurteilen, dass er das gemacht hat. Weil zu dem Zeitpunkt waren das betriebswirtschaftlich gesehen vernünftige Entscheidungen.“ Diese Entscheidungen habe Seele auch nicht alleine getroffen. „Im Nachhinein muss man sagen: Wir haben das geopolitische Risiko dort massiv unterschätzt“, sagte Stern .

( kurier.at ) |

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