Austria
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Salzburger Patient erhielt Hinterhauptprothese aus 3D-Drucker

Rainer Trummer mit seinen Ärzten, Vorstand Alexander Gaggl (li.) und Simon Enzinger

© Salk

Salzburgs Uniklinikum feierte Premiere mit einem Implantat aus dem hauseigenen Drucklabor.

von Sabine Salzmann

„Mir geht es blendend“, strahlt der Salzburger Rainer Trummer (55), der als erster Patient im Expertisezentrum für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Uniklinikums eine Hinterhauptprothese aus dem hauseigenen 3D-Drucker implantiert bekam.

Der Informatiker litt an einer Fehlbildung des Hinterkopfes, die durch eine vorzeitige Verknöcherung im Kindesalter entstanden war. Die sogenannte Kraniosynostose bedeutete für ihn auch einen langen Leidensweg. "Das Schlimmste waren früher die Hänseleien der anderen Kinder", erzählt der 55-Jährige, der lange versuchte, die Fehlbildung mit den Haaren zu überdecken. Doch dann kam der Haarausfall.

Monatelanger Planungsprozess

Alexander Gaggl, Vorstand an der Klinik, und sein Team aus Medizinern sowie IT-Technikern rund um Werner Wurm bereiteten in monatelanger Planung alles vor. "Wir sind ein eingespieltes Team: Er operiert und ich halte still", meinte der Patient nur sechs Wochen nach der spektakulären Premiere gut gelaunt.

© Bild: Salk

Ein Knackpunkt war das Gewicht des Kunststoff-Implantates, das durch eine Wabenstruktur an der Innenseite verringert werden konnte.  Der Druckprozess dauerte rund zehn Stunden.

Professor Gaggl über die Behandlung im Vorfeld: „Wir haben von Beginn an geplant, das optisch fehlende Hinterhaupt durch eine Prothese zu ersetzen. Allerdings standen wir vor der Herausforderung, dass die Kopfhaut sehr straff und kaum dehnbar ist.“ Also wurde Rainer Trummer im Vorjahr ein Ballon aus Kunststoff unter die Kopfhaut implantiert, der dann im Verlauf von mehreren Monaten soweit mit Kochsalzlösung gefüllt wurde, dass er die Größe des geplanten Implantats erreichte. Insgesamt wurden 260 Milliliter Kochsalzlösung in den Ballon gepumpt.

Eigenes Druck-Labor im Uniklinikum

Am Uniklinikum wurde seit 2021 ein Labor mit eigenen 3D-Druckern aufgebaut. Trummer sollte der erste Patient mit einem Implantat aus dem 3D-Drucker werden, das auch im Haus produziert wurde.

„Möglich war das, weil wir mit dem Kumovis R1 einen Drucker haben, der Implantate unter Reinraumbedingungen drucken kann“, erklärt Simon Enzinger, geschäftsführender Oberarzt. Das Implantat wurde schließlich mit  vier Platten und je vier Schrauben an der Schädeldecke fixiert.

Die Vorbereitungen für den nächsten großen Eingriff, bei dem ein Implantat aus dem 3D-Drucker eingesetzt wird, laufen bereits. Landeskliniken-Geschäftsführer Paul Sungler: „Wir planen rund 30 solcher Eingriffe im Jahr. Die Vorteile des eigenen Labors sind bestechend: Ein Implantat steht innerhalb von 2 bis 3 Tagen zur Verfügung. Würden wir es extern bestellen, würde es 2 bis 3 Wochen dauern und rund das Dreifache kosten."

Die Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist eines von drei so genannten Typ-B-Expertisezentren am Uniklinikum Salzburg. Es gilt als Anlaufstelle für Patienten mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten und weitere Anomalien an Gesicht und Kopf, darunter viele Kinder.

In weiteren Expertisezentren, die Teil eines europäischen Referenznetzwerkes sind, werden komplexe Epilepsien und Epidermolysis bullosa (Schmetterlingskrankheit) behandelt.

( kurier.at ) |

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