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Schuldirektorin in Florida wegen "pornographischer" David-Statue entlassen

© Getty Images/iStockphoto/Guilherme Checchia/iStockphoto

Der Penis des Anstoßes: Warum Michelangelo Schuld an der Entlassung einer Schuldirektorin ist.

von Anya Antonius

Zu Michelangelos berühmter Statue des David fallen einem wohl viele Assoziationen ein: Heldenmut, klassische Schönheit, Must-See beim Florenz-Besuch ... Pornographie gehört wohl bei den meisten nicht dazu. Genau das ist in diesen Tagen in Tallahassee, Florida geschehen - und wurde prompt einer Schuldirektorin zum Verhängnis.

Was war geschehen? Eine Klasse der 6. Schulstufe nahm im Kunstunterricht die Renaissance durch. Zum besseren Verständnis wurden den 11- und 12-Jährigen Bilder von Michelangelos David, immerhin eines der bekanntesten Beispiele der Ära, gezeigt. Die Folge: Empörte Eltern, die sich bei der Schulbehörde beschwerten. Ihre Kinder seien in der Schule mit Pornographie konfrontiert worden. Immerhin seien die kindlichen Augen auch mit Botticellis "Geburt der Venus" konfrontiert gewesen.

Kontrovers

Hope Carrasaquilla, die Direktorin, wurde daraufhin von der Behörde aufgefordert zurückzutreten oder sonst entlassen zu werden. Lokalmedien zufolge wurde sie über den Grund des Ultimatums nicht informiert. Ihr Fehler? Laut Aussage eines Vertreters der Schulbehörde hätte sie die Eltern vorab informieren sollen, dass die Kinder die Davidstatue zu Gesicht bekommen würden. Dass das nicht passiert sei, sei ein "ungeheuerlicher Fehler". Schließlich hätten Eltern ein Recht darauf, zu erfahren, "wenn ihren Kindern ein kontroverses Thema oder Bild nähergebracht werde". 

Ultrakonservatives Florida

Der ernste Hintergrund der kurios anmutenden Geschichte: Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis verfolgt eine ultrakonservative Schulagenda. Unter anderem will er das bereits für Volksschulen geltende umstrittene Verbot von Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität auf alle Altersstufen ausweiten.

Zusätzlich werden vermeintlich "pornografische" oder "gewaltverherrlichende" Bücher aus Schulbibliotheken verbannt - darunter Jonathan Safran Foers "Extrem laut und unglaublich nah" oder "Sehr blaue Augen" von Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrisson. 

Prüde Queen

Vielleicht hätten die verstörten Eltern und Schulbehördenvertreter Gefallen an der Vorgangsweise des South Kensington Museums gefunden. Als Königin Victoria diesem 1857 eine Gipskopie des David schenken ließ, war sie bei dessen Besichtigung von seiner Nacktheit schockiert. Um ihr den Anblick von Davids Blöße künftig zu ersparen, ließ das Museum ein Feigenblatt anfertigen, dass bei jedem Besuch der Königin zum Einsatz kam.

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