Austria
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Siegreich und stark statt schüchtern und schmächtig

28.000 Menschen sahen 2014 in Wien das Football EM-Finale. Einer von ihnen war Florian Jobst. Heute, acht Jahre später, ist er selbst Teil des Österreichischen Nationalteams. Der 23-Jährige aus Kirchheim hat in den vergangenen Jahren reihenweise Erfolge eingefahren, die nicht unbemerkt geblieben sind. Doch Lockrufe anderer Vereine blieben ungehört. Bis jetzt. Mit den Vienna Vikings tut sich für den jungen Innviertler eine Chance auf, die er ergreifen will und "muss".

Dort wird er nicht nur in der 2021 neu gegründeten European League of Football (ELF) spielen, sondern auch alte Bekannte treffen. Unter anderem seinen Freund und ehemaligen Wildcats-Kollegen Leo Gerner aus Altheim. "Wir haben manchmal darüber gescherzt, dass ich zu ihnen kommen könnte. Jetzt ist daraus ernst geworden", sagt Florian Jobst, der nicht nur den Verein wechseln wird. Anfang April wird er außerdem seinen Job aufgeben, nach Wien übersiedeln und dort den Aufnahmetest für das Medizinstudium machen. "Ich hatte sowieso eine größere Veränderung vor. Da hat der Vereinswechsel super dazu gepasst", begründet Jobst seine Entscheidung.

Zuletzt war er auch als Coach der Gladiators erfolgreich.

Bild: Stefan Wagner

Dass die nächsten Monate nicht einfach werden, darüber ist sich der Kirchheimer im Klaren. Aber er weiß, was es heißt, hart (an sich) zu arbeiten. Nach einem Kreuzbandriss im Herbst 2017 bestritt er nur fünfeinhalb Monate nach der Operation wieder ein Footballspiel. "Damit habe ich sogar meine Ärzte überrascht. Ich bin ein Beißer und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, gebe ich alles, damit es funktioniert. Außerdem will ich in dem, was ich mache, gut sein. Egal, wobei", sagt Florian Jobst. Daher hat er sich trotz Vereins- und Ligenwechsel für 2022 hohe Ziele gesteckt. "Ich hoffe, dass die Vikings in der neuen Liga einschlagen und ich viel Spielzeit bekomme, aber die Konkurrenz auf meiner Position (Cornerback, Anm. der Red.) ist groß. Es gibt eindeutig mehr Verrückte wie mich. Deshalb werde ich mir den Arsch aufreißen", sagt der 23-Jährige.

Den Titel im Visier

Selbiges hat der Innviertler auch mit dem Nationalteam vor. Heuer stehen für Österreich Spiele gegen Frankreich und Ungarn auf dem Programm. 2023 geht es dann um den Europameistertitel. Und genau den visiert das Österreichische Nationalteam an. "Das wird nicht einfach, aber wir können es schaffen", ist Florian Jobst überzeugt. Doch zuvor will er sich mit den Vienna Vikings in der semiprofessionellen European League of Football beweisen. Das erste Spiel bestreiten der Innviertler und sein neues Team am 5. Juni auswärts gegen die Swarco Raiders Tirol. "Dabei wollen wir zeigen, wer die Nummer eins in Österreich ist", sagt Jobst.

Seit 2017 ist der 23-Jährige Teil des Nationalteams.

Bild: Herbert Kratky

Eine Woche später, beim Heimspiel in der Generali Arena (gegen Frankfurt), bekommt der Innviertler Unterstützung aus der Heimat. "Mein jetziger Chef und die Kollegen werden einen Abteilungsausflug nach Wien machen und mir beim Spielen zuschauen. Es ist ein wirklich schönes Gefühl, dass sie meine Entscheidung verstehen und nachvollziehen können, dass ich diese Chance ergreifen muss."

Um für diesen Tag und die anstehende Saison perfekt vorbereitet zu sein, trainiert Florian Jobst derzeit noch daheim. Falls er einen Partner braucht, springt Bruder Fabian ein, der selbst bei den Wildcats spielt, derzeit aber verletzt ist. Football ist nur eine von vielen Sachen, die die Brüder verbinden. "Wir haben schon in Riegerting gemeinsam Fußball gespielt, waren bei der Feuerwehr und sind bei der Rettung. Dort machen wir fast immer gemeinsam Dienst", sagt der 23-Jährige. Auch deshalb wird er seinen Bruder und besten Freund vermissen. Genau wie das gute Essen von Mama und Papa. Trotzdem freut er sich auf alles Neue. "Ich weiß, dass man mit seinen Herausforderungen wächst. Der Sport hat mich von einem schmächtigen und schüchternen Burschen zu dem gemacht, was ich heute bin. Und jetzt kommt das nächste Level, auf dem ich mich beweisen will."

Unzertrennlich: Fabian (li.) und Florian Jobst.

Bild: privat

Die größten Erfolge

Seit 2022 ist Florian Jobst Spieler in der European League of Football (ELF) bei den Vienna Vikings; 2021 wurde er als Coach mit den Ried Gladiators Challenge Bowl Sieger; 2018 wurde der Kirchheimer mit den European Warriors Intercontinental Bowl Sieger in Mexiko (Chihuahua); 2017 wurde er mit den Kirchdorf Wildcats Meister der GFL2 und schaffte den Aufstieg in die GFL1; 2017 wurde er in Frankreich (Paris) Europameister mit dem U19 Nationalteam; 2016 und 2018 war er Bayerischer U19-Meister; seit 2017 wurde Florian Jobst durchgehend ins Nationalteam einberufen.