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Star-Ökonom Kenneth Rogoff: Wollen Sie, dass Ihre Sicherheit von Fox News abhängt? [premium]

Ex-IWF-Chefökonom und Harvard-Professor Kenneth Rogoff über die Fehler Europas im Umgang mit Russland, das Ende der Friedensdividende und warum es für den Westen dringend notwendig ist, eine Halbleiterproduktion abseits von Taiwan aufzubauen.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 haben die geopolitischen Spannungen stark zugenommen. Auf der einen Seite steht nun Russland mit China an seiner Seite. Auf der anderen die USA und Europa, die wieder enger zusammenrückten. Sind wir am Beginn eines neuen Kalten Krieges?

Kenneth Rogoff: Das ist zumindest sehr wahrscheinlich. Die kritische Frage ist, was passiert, wenn Russland den Krieg eskaliert? Also wenn Moskau beispielsweise eine taktische Nuklearwaffe am Schlachtfeld anwendet. Und das ist durchaus möglich, weil Russland den Krieg verlieren dürfte, Putin aber nicht darauf vorbereitet ist und das auch nicht einfach so zulassen wird. Wird China dann ebenfalls an der Seite Russlands bleiben? Ich weiß es zwar nicht, aber ich gehe davon aus, dass dem so wäre. Und das würde dazu führen, dass die USA und der gesamte Westen sekundäre Sanktionen einführen müssten. Dazu gäbe es keine Alternative. Die erste Runde der Sanktionen war zwar ein starkes Symbol, aber wesentlich schwächer als jene Sanktionen, die wir gegen Nordkorea, den Iran oder einst Südafrika eingeführt haben. In diesen Fällen wurden auch jene Länder gestraft, die mit diesen Staaten Handel betrieben haben. Das machen wir derzeit nicht. Aber wenn Russland eskaliert, dann werden wir das machen müssen. Und das würde eine De-Globalisierung und einen zweiten Kalten Krieg bedeuten. Wir sind also jedenfalls auf dem Weg in einen solchen. Die Frage ist nur: Wie groß ist das andere Team?


Die Europäer haben den Krieg in der Ukraine im Vorjahr vor allem in Form hoher Energiepreise gespürt. War Europa bei seiner Politik gegenüber Russland in den Jahren zuvor zu naiv?

Wenn man zurückblickt, kann man das sicherlich sagen. Gleichzeitig war es aber eine durchaus vernünftige Strategie, Russland durch wirtschaftliche Verbindungen zu integrieren. Ab der Invasion auf der Krim im Jahr 2014 hätte man sicherlich wesentlich schärfer reagieren sollen. Allerdings bin ich zurückhaltend, nun beispielsweise die deutsche Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel grundsätzlich als naiv zu bezeichnen. Denn auch Putin hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Er wurde böser.


Im Rückblick muss man aber auch sagen, dass gerade der höchst umstrittene Ex-US-Präsident Donald Trump in dieser Frage Recht hatte . . .