Der Bieler Elias Raschle hat als Augenwasser eine Ode an die Nacht aufgenommen. Und fängt damit das Lebensgefühl des «neuen Normal» ein.

Elias Raschle singt als Augenwasser eigensinnige Lo-Fi-Songs. Nun hat er sein grosses Nachtalbum «Sleepdancer» veröffentlicht.
Foto: Adrian Moser
Schnell noch die Monatsmiete überweisen, und dann bloss raus hier. Denn das Wochenende und die Verlockungen der Nacht warten draussen – und damit die Versprechen auf Ekstase und Entgrenzung. Das Ego und die Alltagssorgen? Sollen doch mal schön zu Hause bleiben. Bloss: So einfach ist das nicht, und das weiss auch der Musiker Augenwasser im angemessen rastlos getakteten «Paid the Rent / Going Out», das sein neues Album «Sleepdancer» eröffnet, ganz genau.
In diesen Songs hallt die psychedelische Sehnsucht nach Entgrenzung nach.
Ja, sagt Elias Raschle, der sich hinter dem Alias Augenwasser verbirgt, seine Musik nehme er schon zum grössten Teil in der Nacht auf. «Aber ich habe erstmals auch bewusst versucht, Musik für den Tag oder zumindest für das Ende eines Tages zu schreiben.» Der gebürtige St. Galler erzählt dies vor einem Café an einem nebligen und konstant zwielichtigen Novembernachmittag in seiner Wohnstadt Biel, was ja auch passt zur zwielichtigen Grundstimmung seiner Songs. In ihnen hallt die psychedelische Sehnsucht nach Entgrenzung nach, der LSD-Rock von Bands wie Spacemen 3, die Experimente von Laurie Anderson und auch die Platten der Velvet Underground, die Elias Raschle einst dank seiner Zeichnungslehrerin entdeckt hat.