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Erfolg für Republikaner: Dank Trump: Vance gewinnt Vorwahl in Ohio

Erfolg für RepublikanerDank Trump: Vance gewinnt Vorwahl in Ohio

Der frühere US-Präsident Donald Trump bleibt der Königsmacher der Republikaner: Der von ihm unterstützte James David Vance macht das parteiinterne Rennen im Bundesstaat Ohio.

Hubert Wetzel aus Washington

Wird im November für die Republikaner für einen Sitz im Senat kandidieren: J.D. Vance (37) bedankt sich nach seinem Sieg bei seinen Unterstützern (3. Mai 2022).

Wird im November für die Republikaner für einen Sitz im Senat kandidieren: J.D. Vance (37) bedankt sich nach seinem Sieg bei seinen Unterstützern (3. Mai 2022).

Foto: Drew Angerer (Getty Images/AFP)

Beobachter gehen davon aus, dass Vance (links) die Vorwahlen vor allem dank der Unterstützung von Donald Trump gewonnen hat.

Beobachter gehen davon aus, dass Vance (links) die Vorwahlen vor allem dank der Unterstützung von Donald Trump gewonnen hat.

Foto: Drew Angerer (Getty Images/AFP)

J.D. Vance freut sich zusammen mit seiner Frau Usha. 

J.D. Vance freut sich zusammen mit seiner Frau Usha. 

Foto: Drew Angerer (Getty Images/AFP)

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James David Vance ist noch keine vierzig Jahre alt, aber er hat schon recht viel gemacht und recht viel erreicht in seinem Leben. Er war bei der Marineinfanterie, er hat an der vornehmen Yale University Jura studiert und in San Francisco für eine Investmentfirma des Silicon-Valley-Milliardärs Peter Thiel gearbeitet.

Daneben hat Vance ein Buch geschrieben, das zuerst in den USA und dann weltweit ein Bestseller wurde: «Hillbilly Elegy», eine Autobiografie, in der Vance am Beispiel seiner Familie den materiellen und sozialen Niedergang der weissen Arbeiterschicht im amerikanischen Rostgürtel in den vergangenen Jahrzehnten nachzeichnete.

Am Dienstag machte J.D. Vance den nächsten Karriereschritt: Der 37-Jährige gewann in Ohio die republikanische Vorwahl für die Kandidatur um einen Sitz im US-Senat. Vance schlug den Zweitplatzierten in der sogenannten Primary, Ohios früheren republikanischen Finanzminister Josh Mandel, überraschend deutlich mit etwa acht Prozentpunkten Vorsprung. Bei der Kongresswahl im November wird Vance gegen den Demokraten Tim Ryan antreten.

Sein erster Wahlkampf

Der Sieg ist zum einen ein beachtlicher Erfolg für Vance selbst. Vance hat noch nie für ein politisches Amt kandidiert, es war sein erster Wahlkampf, und er hat sich gegen etliche Rivalen und Rivalinnen durchgesetzt, die in republikanischen Kreisen in Ohio weit besser vernetzt waren als er. Vance war der Aussenseiter in diesem Rennen, noch bis vor wenigen Wochen lag er in den Umfragen stets nur auf dem zweiten oder gar dritten Platz. Auf den letzten Metern ist ihm ein fast spektakulärer Aufholsprint gelungen.

Das wiederum hatte mit einem Menschen zu tun, für den der Erfolg von Vance ebenfalls ein Triumph ist: Donald Trump. Der frühere Präsident hatte lange gezögert, sich mit einer öffentlichen Wahlempfehlung in den parteiinternen Kampf um die Senatskandidatur in Ohio einzumischen. Als er es dann an Ostern tat, entschied er sich für J.D. Vance. Dessen Umfragewerte legten daraufhin sofort deutlich zu.

Donald Trumps Wort zählt bei den republikanischen Wählerinnen und Wählern immer noch viel – manchmal alles.

Der Sieg von Vance dürfte daher alle Spekulationen über Trumps schwindenden Einfluss in der Republikanischen Partei vorerst verstummen lassen. Zwar kann es in den kommenden Wochen durchaus Fälle geben, in denen von Trump unterstützte Kandidaten in den republikanischen Vorwahlen nicht gewinnen. In Pennsylvania etwa tut sich der von ihm bevorzugte Senatsbewerber schwer, in Georgia der Kandidat, den er gerne ins Gouverneursamt hieven würde. Es ist also gut möglich, dass schon die nächsten Vorwahlen wieder schlechte Nachrichten für Trump bringen.

Aber dass eine Wahlempfehlung von Trump einem fast schon abgeschlagenen Bewerber wie Vance so viel Schwung gibt, dass er seinen Rückstand aufholt und mit sattem Vorsprung gewinnt, noch dazu vor einem ganzen Feld von alteingesessenen Lokalgrössen, enthält schon eine klare politische Aussage: Trumps Wort zählt bei den republikanischen Wählern immer noch viel – manchmal alles.

Vom Trump-Gegner zum Donald-Freund

Und Vance hat in seinem Wahlkampf voll auf dieses Wort gesetzt. Es ist gerade erst fünf Jahre her, da gehörte er noch zu den schärfsten Trump-Kritikern bei den Republikanern. Vance hielt Trump für einen gefährlichen Scharlatan, der Nationalismus und Rassismus schürt, um die Stimmen der weissen Wähler aus der zerbröselnden unteren Mittelschicht zu gewinnen. Als konservativer Trump-Gegner war Vance damals ein gefragter Mann in linksliberalen Diskussionsrunden. Der Auflage seines Buchs schadeten die Prominenz des Autors und dessen politische Haltung ebenfalls nicht.

Als Senatskandidat lag Vance dann allerdings voll auf Trump-Linie. Für die Wahlempfehlung des Altpräsidenten hat er hart gearbeitet: Vance war Dauergast bei rechten Talkshow-Moderatoren wie Tucker Carlson und Steve Bannon, von denen er wusste, dass Trump ihnen zuhört. Bei jeder Gelegenheit unterstützte er Trumps politische Positionen und schimpfte gegen die «radikalen Linken», die angeblich Amerika zerstören. Und Vance suchte die Nähe zu Leuten, die Einfluss auf Trump haben, allen voran dessen ältester Sohn Donald Junior und die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene, die selbst manchen Parteifreuden zu rechts und zu radikal ist.

Einige Vorwahlgegner von Vance versuchten, dessen frühere Kritik an Trump gegen ihn zu verwenden. Aber das funktionierte allenfalls so lange, wie Trump selbst sich nicht äusserte. Nachdem der Ex-Präsident persönlich Vance in seiner Wahlempfehlung die Absolution erteilt hatte, fiel dieses Argument gegen Vance weg und die Wähler liefen ihm in Scharen zu – für Trump ein erfreulicher Beweis seiner Macht.

Eine Lehre für den Ehrgeizling

Ob Vance, der ein intelligenter Mensch ist, kein plumper Phrasendrescher, immer alles geglaubt hat, was er in den vergangenen Monaten auf Wahlkampfbühnen über die Brillanz von Donald Trump und die Verderbtheit der Demokraten erzählt hat, sei dahingestellt. Und ob es eine gute Idee war, sich, was seine politische Karriere angeht, zu hundert Prozent von Trump abhängig zu machen, ist ebenfalls offen. Wie tief Trumps Verbundenheit ihm gegenüber in Wahrheit reicht, konnte Vance erst vor einigen Tagen bei einer gemeinsamen Wahlveranstaltung in Ohio erleben. Da nannte ihn der frühere Präsident zuerst J.P. statt J.D. Ein paar Sätze später bekam Trump zwar die Initialen der Vornamen richtig hin, hängte aber den falschen Nachnamen an und sagte «J.D. Mandel» statt J.D. Vance.

Für Vance steckt darin eine Lehre: Er hat Trump mit Erfolg benutzt, um sich von ihm über die Ziellinie ziehen zu lassen. Aber Trump hat Vance mit Erfolg benutzt, um den Republikanern zu zeigen, wer der Herr im Haus ist, wenn es um den Kurs und das Personal der Partei geht. Denn dass es durchaus ambitionierte republikanische Nachwuchspolitiker gibt, die nichts dagegen hätten, wenn der angewählte Präsident künftig nur noch still in Florida Golf spielen würde, weiss auch Trump. Diese Ehrgeizlinge, die bisher keine offene Meuterei wagen, muss Trump klein halten, wenn er 2024 noch einmal für die Präsidentschaft kandidieren will. Vance war damit für Trump auch eine Art Disziplinierungsinstrument. Mit Trumps dauerhafter Loyalität sollte Vance allerdings nicht rechnen.

Auch für Thiel geht die Rechnung auf

Es gibt neben Vance und Trump noch eine dritte Person, die gestärkt aus der Vorwahl in Ohio hervorgeht: Peter Thiel, der steinreiche, schwer durchschaubare Internet-Investor, der in den vergangenen Jahren zu einem Machtfaktor in der Republikanischen Partei geworden ist. Er war ein früher Unterstützer Trumps und einer der wichtigsten Förderer von Vance, für dessen Wahlkampf er 13,5 Millionen Dollar gespendet hat. Das war, wie es zu einem Risikokapitalgeber passt, eine riskante Investition, die allerdings eine stattliche Rendite gebracht hat.

Darüber, dass Thiel in grösserem Stil in die Politik einsteigen will, wird in den USA schon länger spekuliert. Im vergangenen November hat er bereits für 13 Millionen Dollar ein stattliches Anwesen in der Hauptstadt Washington gekauft – ein Taschengeld für den Milliardär. Im kommenden November, so könnte man lästern, kommt für einen ähnlichen günstigen Preis womöglich noch ein US-Senator hinzu.

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