Luxembourg
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Der „Biles II“ vor der weltweiten Uraufführung in Antwerpen

WM im Turnen

Simone Biles will in Antwerpen den Jurtschenko mit doppeltem Rückwärtssalto gebückt springen.

Simone Biles will in Antwerpen den Jurtschenko mit doppeltem Rückwärtssalto gebückt springen. Foto: AFP

Kurz vor ihrem ganz großen Comeback bei der WM-Goldjagd in der Diamanten-Stadt Antwerpen stockte Simone Biles der Atem. „Es hat mir das Herz gebrochen, das zu sehen“, schrieb der Turn-Superstar bei X über ein nun aufgetauchtes Internet-Video, in dem alle kleinen Turnerinnen nach einem Wettkampf eine Medaille um den Hals gehängt bekommen - nur ein schwarzes Mädchen wird ignoriert.

„Es gibt keinen Platz für Rassismus, egal, in welcher Sportart oder überhaupt“, schrieb Biles. Früher hätte sich die US-Amerikanerin so kurz vor Titelkämpfen wohl kaum dazu geäußert, hätte sich ganz und gar auf ihre Übungen fokussiert. Aber Biles versteht sich mittlerweile ja nicht mehr nur als Athletin, viel Zeit widmet sie auch gesellschaftlichen Problemen. Rassismus gehört dazu. Und eben auch das Thema mentale Gesundheit, das sie so sehr umtreibt.

Ich muss sicherstellen, dass ich mir Zeit für die wichtigen Dinge in meinem Leben nehme, anstatt wie früher nur zu pushen, pushen, pushen.

Denn: Olympia in Tokio hat Spuren hinterlassen. „Ich glaube, ich muss ein bisschen mehr auf mich aufpassen und auf meinen Körper hören“, sagte die 26-Jährige in der TV-Show „Today“ des Senders NBC. Biles hatte bei Olympia im Mannschaftsfinale plötzlich abgebrochen - wegen mental bedingter Orientierungsstörungen, Twisties genannt. Die Erwartungen erdrückten die dreimalige Weltsportlerin, sie verlor das Gefühl dafür, wo sie sich in der Luft befand. Trotzdem gewann Biles noch eine Bronzemedaille in Tokio.

Die richtigen Prioritäten setzen

Doch danach zog Biles die Reißleine, gönnte sich eine Pause, heiratete Football-Star Jonathan Owens und fand wieder zu sich. „Ich muss sicherstellen, dass ich mir Zeit für die wichtigen Dinge in meinem Leben nehme, anstatt wie früher nur zu pushen, pushen, pushen“, sagte Biles, die Anfang August ihr Comeback gab und zuletzt mit spektakulären Elementen zum achten Mal US-Meisterin im Mehrkampf wurde - das gab es noch nie.

Lesen Sie auch:

Céleste Mordenti darf weiter von Olympia träumen

Nun also die Rückkehr auf die ganz große Bühne, im Sportpaleis von Antwerpen werden alle Augen auf Biles gerichtet sein, wenn sie während ihrer Übung ein hochkomplexes Sprung-Element auf Weltniveau uraufführen will - den Jurtschenko mit doppeltem Rückwärtssalto gebückt, der fortan „Biles II“ heißen wird, sollte sie ihn stehen.

Noch immer ist die 1,42 m kleine Ausnahmeathletin wöchentlich in therapeutischer Behandlung, um ihre Psyche weiter zu stabilisieren. „Diesmal geht es darum, bewusst zu handeln“, sagte Biles, damit „alles im Einklang ist“.

Nur so kann sie wieder größere Pläne schmieden. Und Olympia in Paris anvisieren. „Das ist der Weg, den ich gerne gehen würde“, sagte Biles. Und Antwerpen ist für diese Reise der perfekte Ausgangspunkt, denn hier ging vor zehn Jahren ihr Stern auf. Damals holte Biles in der Diamanten-Stadt die ersten beiden ihrer insgesamt 19 WM-Goldmedaillen.