Austria
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88 Fäuste gegen Moskau

Während die in Prag versammelten Staats- und Regierungschefs ein Zeichen der Geschlossenheit an den russischen Diktator Wladimir Putin senden, beweist der österreichische Bundeskanzler fehlendes Gespür für historische Momente.

Bilder machen Geschichte  - diese an sich simple Erkenntnis scheint offenbar nicht bis Karl Nehammer durchgedrungen zu sein. Der österreichische Bundeskanzler verpasste nämlich bei seiner gestrigen Reise zum Gründungstreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft jenen Moment, um den es eigentlich gegangen ist: nämlich das gemeinsame Foto der Teilnehmer, das als Botschaft der Geschlossenheit gedacht war: 44 Vertreter der europäischen Demokratien kamen am Donnerstag in der Prager Burg zusammen, um Russlands Diktator Wladimir Putin zu signalisieren, dass sich der Kontinent angesichts der russischen Aggression nicht auseinanderdividieren lässt. 42 von ihnen schafften es schlussendlich auf das historische Familienfoto.

Von den zwei Abwesenden hatte Mette Frederiksen klar die bessere Ausrede, denn die dänische Regierungschefin musste mit dem Zerfall ihrer Koalition fertig werden und den Termin für Neuwahlen festlegen. Und Kanzler Nehammer? Er kam wegen einer Pressekonferenz zum Heeresbudget zu spät nach Prag.

Nun könnte man an dieser Stelle einwenden, dass sich mit symbolischen Fotos weder Kriege gewinnen noch Heizkessel befeuern lassen und dass die im Anschluss auf dem Hradschin stattfindenden bilateralen Gespräche, bei denen Nehammer immerhin anwesend war, der faktisch wichtigere Teil des Treffens waren. Doch mit seiner Entscheidung hat der Kanzler bewiesen, dass ihm das Gespür für politisches Timing fehlt - und für historische Momente. Es wäre vermutlich kein Nachteil, würde der ÖVP-Obmann gelegentlich an die Lebensweisheit des letzten Vorsitzenden der KPdSU, Michail Gorbatschow, denken: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“