Austria
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Alte Akkus und Batterien als explosive Gefahr

Beinahe täglich knallt es in den steirischen Abfallverwertungsbetrieben. „Sechs bis sieben kleine Brände pro Woche sind in großen Anlagen keine Seltenheit“, bestätigt Daniela Müller-Mezin, Obfrau im WKO-Fachverband für Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, der „Krone“.

Im Regelfall löschen die automatisierten Sprenkleranlagen die kleinen Feuer rasch, doch immer wieder entwickeln sich daraus Großbrände - zuletzt etwa im Juni in Liezen. In den vergangenen eineinhalb Jahren erlitten zwei steirische Betriebe dabei Schäden in Millionenhöhe. Die Ursache dafür ist meist nicht fachgerecht entsorgter Müll.

Problem nimmt massiv zu
Zuletzt sorgten vor allem Batterien und verbaute Akkus für brenzlige Situationen und Unmut: „In den letzten drei, vier Jahren hat das massiv zugenommen. Es nimmt mittlerweile Ausmaße an, dass man sich fürchten muss, wenn man Material bekommt“, stellt Müller-Mezin klar.

Die Zahlen untermauern ihre Sorgen: In einer Analyse des Landes heißt es, dass in der Steiermark „40 Tonnen Lithium-Batterien pro Jahr falsch über den Restmüll entsorgt werden“.

In der steirischen Müllverwertung kommt es täglich zu kleinen Explosionen wegen Batterien und Akkus. (Bild: zVg)

In der steirischen Müllverwertung kommt es täglich zu kleinen Explosionen wegen Batterien und Akkus.

(Bild: zVg)

Bis zu 650 Brände pro Jahr in Österreich
Eine im Vorjahr veröffentlichte Studie der Montanuniversität Leoben konnte belegen, dass ein Zusammenhang zwischen der steigenden Anzahl von Lithiumbatterien im Restmüll und den Bränden bei Entsorgungsbetrieben besteht. Eine Hochrechnung der Uni geht für 2024 davon aus, dass österreichweit bis zu 650 Brände pro Jahr ausbrechen könnten.

„Versteckte“ Akkus in Alltagsgegenständen
Das Problem dabei sind nicht die klassischen Batterien, die von den Steirern meist brav gesammelt werden, sondern vor allem die verbauten Akkus, die sich in immer mehr Alltagsgegenständen finden.

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Normale Batterien sind das geringste Problem. Die Leute werfen mittlerweile ja sogar Akkus von E-Bikes in den Restmüll. Wenn so etwas explodiert, dann kommt man mit normalen Sprenklern nicht mehr sehr weit.

Daniela Müller-Mezin, Obfrau im Fachverband der WKO

Die Politik startet beinahe im Jahrestakt Informationskampagnen, um die derzeitige Recycling-Quote von nicht einmal 50 Prozent zu erhöhen. Auf EU-Ebene wird über ein Pfandsystem für Batterien und Akkus nachgedacht.

Die korrekte Mülltrennung ...

... hilft bei der Prävention von Großbränden in der Abfallwirtschaft. Der Teufel steckt oft im Detail, die Anzahl „versteckter“ Akkus in Gegenständen des täglichen Gebrauchs steigt.

  • Warum dürfen Batterien und verbaute Akkus keinesfalls in den Restmüll?
    Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Sie enthalten Wertstoffe, die recycelt werden können. Darüber hinaus aber auch gefährliche Stoffe, die keinesfalls in die Umwelt gelangen sollten. Ein immer wichtigerer Punkt ist die Brandgefahr, die von nicht fachgerechten Batterien und verbauten Akkus ausgeht. Hohe Temperaturen, Reibung oder der Kontakt mit den Batteriepolen können eine Kettenreaktion auslösen, die zu einem Brand führen kann. Brände in Müllverwertungsanlagen sind immens gefährlich, da die Feuerwehr nie mit Sicherheit wissen kann, welche sonstigen Gefahrenstoffe sich noch dort befinden. So können etwa auch explodierende Spraydosen verheerende Folgen haben.
  • In welchen Gebrauchsgegenständen finden sich versteckte bzw. fest verbaute Akkus?
    Nicht nur die klassische Batterie wird für die Verwertungsbetriebe zum Problem, sondern immer mehr auch verbaute Akkus, an die man beim Entsorgen von Geräten oft gar nicht denkt. Das geht von der Powerbank oder der elektrischen Zahnbürste bis hin zu blinkenden Kinderschuhen oder dem singenden Geburtstagsbillett. Viele Steirer wissen oft gar nicht, dass sie etwas fälschlicherweise im Restmüll entsorgt haben. Eine lange Liste mit Geräten, die möglicherweise Akkus verbaut haben, findet sich unter www.lithium-info.at.
  • Wie und wo entsorgt man Batterien und Akkus richtig?
    Leere und alte Batterien und Akkus können überall dort zurückgeben werden, wo sie gekauft wurden. Alle Unternehmen, die Batterien verkaufen, müssen diese auch wieder zurücknehmen, und zwar unabhängig von einem Neukauf. Die entsprechenden Sammelboxen finden sich im Handel, z.B. im Kassenbereich bei den Supermärkten, Drogeriemärkten, im Elektrohandel oder in Baumärkten. Eine professionelle Entsorgung bieten die Sammelstellen der Städte und Gemeinden an: Neben alten Batterien können dort auch Elektrogeräte - mit oder ohne Akku - abgegeben werden.
  • Wie lagert man Batterien und Akkus bis zur Abgabe in einer Sammelstelle zu Hause gefahrenfrei?
    Leere oder alte Batterien bewahrt man am besten in einem leeren Glas mit Schraubdeckel oder in speziellen Behältnissen auf, die z.B. beim Abfallwirtschaftsverband erhältlich sind. Gebrauchte Akkus (wie z.B. aus Handys oder Fotoapparaten), aber auch Blockbatterien sollten vor der Entsorgung durch Abkleben der Batteriepole gegen Kurzschluss gesichert werden. Das mindert die Brandgefahr.

Hoffnung liegt auf Sensoren
Die Abfallwirtschaft erhofft sich vor allem auf technologischer Seite Abhilfe: Derzeit läuft ein Pilotprojekt, bei dem mit Sensoren die potenziellen Brandstifter schon während der Vorsortierung des Mülls am Förderband aussortiert werden sollen. „Wir hoffen, dass wir damit die Gefahr von Großbränden beseitigen können“, sagt Müller-Mezin.