Austria
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Aus der Hölle von Charkiw zum Festspiel-Zauber

„Eine junge Frau mit hochgestecktem blondem Haar tanzt in ihrem wallenden roten Chiffonkleid vor den Ruinen eines großen Gebäudes. Sie heißt Valerie und hat das Kleid an, das sie gerne bei ihrem Maturaball getragen hätte. Der Ball findet nicht statt, das zerstörte Gebäude auf dem Foto hinter ihr ist ihre Schule in der geschundenen und belagerten Stadt Charkiw. Valerie hat in diesem Krieg nicht ihr Leben, aber ein Stück ihres Lebens, ihre Hoffnungen und Erwartungen verloren und musste sie gegen elementare Nöte eintauschen.“

Das sagte Landeshauptmann Haslauer in seiner Felsenreitschule. Und: „Ihr rotes Kleid ist ihre Antwort und auch eine Aufforderung. Sie will sich ihre Lebensfreude, ihre Sehnsüchte nicht nehmen lassen, und sie appelliert vielleicht unbewusst mit ihrem Foto an uns, trotz des großen Elends, der Zerstörung und des Sterbens nicht aufzugeben, Menschen in der ganzen Breite unseres Daseins zu sein, mit aller Trauer, Betroffenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch mit dem Sinn und Suchen nach Schönheit, Friede, Liebe, Lust am Leben, nach Wahrheit und Zukunft.“

Maturantin Valerie mit ihren Eltern vor der zerstörten Schule in Charkiw, Ukraine (Bild: Reuters)

Maturantin Valerie mit ihren Eltern vor der zerstörten Schule in Charkiw, Ukraine

(Bild: Reuters)

Reise aus Kriegsgebiet für Valeries erste Oper
Eine Salzburgerin war besonders ergriffen. Sie ging ins Internet: Google-Suche. Valerie. Rotes Kleid. Charkiw. Es gelang. Keine gewöhnliche Reise, eine irrlichternde Fahrt durch Gebiete, die der Krieg erfasst hatte, Programmpunkte ohne jede politische Bedeutung, keine Statements, dafür Mozart und seine schöne Stadt.

Valerie war beeindruckt, sie blühte richtig auf, sagt ihre Begleiterin, und als Höhepunkt: ihre erste Oper.

Inkognito - trotz der roten Robe blieb Valerie unentdeckt. (Bild: privat, Krone KREATIV)

Inkognito - trotz der roten Robe blieb Valerie unentdeckt.

(Bild: privat, Krone KREATIV)

Inmitten des Gedränges in der Hofstallgasse fiel die glückliche Valerie mit ihrem wunderbaren roten Kleid niemandem auf. Ein Abend, der ihr ewig in Erinnerung bleibt: Giuseppe Verdi. Aida, die Königstochter, die als Geisel verschleppt wird, und der Heerführer, der sich zwischen seiner Liebe zu Aida und seiner Loyalität dem Pharao gegenüber entscheiden muss.

Valerie ist nun wieder in der Ukraine. Charkiw wurde vergangene Nacht von zehn Bomben getroffen.

Stunden, die sie nie vergessen wird, in Salzburg
Valerie blickt auf ihr rotes Kleid. Sie konnte es nicht bei einem Maturaball tragen. Aber sie ging damit in einer friedlichen Stadt durch die berühmte Gasse vor dem Festspielhaus und erlebte eine glanzvolle Aufführung. Stunden, die sie nie vergessen wird.