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Bei US-Tech sind die fetten Jahre vorbei

© APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Netflix, Meta, Alphabet und Co. planen Stellenstreichungen oder haben sie schon durchgeführt.

von Anita Kiefer

Es riecht nach einer veritablen Krise im Silicon Valley. Vor allem Facebook-Mutter Meta war heuer immer wieder in den Negativ-Schlagzeilen. Sinkende User-Zahlen, der erste Umsatzrückgang in einem Quartal seit 10 Jahren, der Abgang von Sheryl Sandberg, der hohe Wertverlust an der Börse Anfang Februar. Jetzt hat Konzern-Chef Mark Zuckerberg einen Einstellungsstopp angekündigt. Und: Meta wird 2023 kleiner sein als heuer. Auch weitere Umstrukturierungen sind geplant.

Ungewohnte Situation

Damit ist Meta nicht allein. Was den Tech-Giganten zu schaffen macht? Steigende Zinsen, der starke Dollar, Mitbewerb. Außerdem weitere Faktoren wie die Privatsphäreeinstellungen bei Apple, die für Meta Schwierigkeiten machen. „Das Silicon Valley insgesamt ist das nicht gewöhnt“, sagt Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Meta, Alphabet, Twitter und Co. – bisher gab es nichts außer Boom. Manche Prognosen sagen einen Gewinnrückgang bei Tech für das dritte Quartal von 3,3 Prozent voraus.

Keine leichte Situation. „Die Unternehmen wollen die Kosten drücken und gleichzeitig das Image nicht zu sehr beschädigen – was nur schwer gehen wird“, sagt Rosen.

Stimmt. Allein, was bei Meta durchgesickert ist, ist heftig: 30 Tage haben 12.000 Beschäftigte aktuell Zeit, sich eine neue Position innerhalb des Unternehmens zu suchen. Gelingt das nicht, war es das. Damit sind jetzt keine Kündigungen ausgesprochen worden, de facto werden aber viele gehen.

Schwierige Prognosen

Gerade das aktuelle globale Umfeld rund um Inflation und Energiethematik wird in weiterer Folge etwa auch iPhone-Hersteller Apple treffen. „Die haben ja auch bereits angekündigt, dass sie die Produktion nicht in großem Maß aufstocken.“ Denn natürlich leide auch Consumer Tech irgendwann unter den Gegebenheiten. Wer mit hohen Energie- und Lebensmittelkosten zu kämpfen hat, lässt das neueste iPhone-Modell um mehr als 1.000 Euro gerne aus.

Wie immer ist der Blick in die Zukunft schwierig. Wie lange die Tech-Titel schwächeln, ist schwer zu prognostizieren. „Tech bleibt, davon bin ich überzeugt. Die Frage ist aber, wie weit es hinunter geht“, sagt die Börsenexpertin. Jetzt könnten zwischenzeitlich auch andere Branchen zum Zug kommen, Stichwort old economy, also Rohstoffe und der produzierende Bereich, vermuten einige. „Die Lieferketten haben jetzt Schrammen bekommen. Das Risikobewusstsein dafür, was es bedeutet, am anderen Ende der Welt etwas zu produzieren, ist gestiegen.“

Langfristig "Berechtigung"

Die große Frage: Ist das der Abgesang der Tech-Titel? „10 Jahre lang war US-Tech the place to be. Es gab zwar immer die Zyklizität. Aber nach einer langen Boom-Phase erleben diese Unternehmen jetzt zum ersten Mal, dass ihnen der Wind ins Gesicht bläst. Sie bleiben wohl in der Defensive, bis sich eine Wende in der Geldpolitik abzeichnet, was sicher noch sechs bis 12 Monate dauert. Aber trotzdem haben sie langfristig gesehen eine Berechtigung“, fasst Rosen zusammen.

Freilich durchschreitet aktuell nicht nur Meta ein Tal der Tränen. Einst hochgejubelte Annehmlichkeiten für die Beschäftigten haben viele Tech-Unternehmen längst gestrichen. Und zusammengestrichen wird mitunter auch das Personal selbst. Ein Auszug:

Im 2. Quartal 2022 stand der Google-Mutter ein Gewinnrückgang ins Haus. Das Geschäft wuchs langsamer – eine Auswirkung des Abschwungs im Online-Werbemarkt. Immer wieder machen nach einem verkündeten Einstellungsstopp auch Gerüchte um eine bevorstehende Entlassungswelle bei Google die Runde. Google-Chef Sundar Pichai hatte bereits Bedenken hinsichtlich der Produktivität seiner Beschäftigten geäußert und eine Untersuchung angekündigt.

Will er, oder will er nicht? Die große Unbekannte bei Twitter ist, mittlerweile seit Monaten, ob Tesla-Chef Elon Musk den Kurznachrichtendienst nun kaufen will – oder eben nicht. Wenn Musk Twitter schluckt, wird das wohl mit einem Jobabbau einhergehen – das hat Musk bereits angekündigt.

Zum Start ins neue Geschäftsjahr hat Microsoft im Juli eine kleinere Anzahl an Stellenstreichungen bekannt gegeben, als man von dem Tech-Unternehmen gewöhnt ist. Deutlich weniger als 1 Prozent der 180.000 Beschäftigten waren es diesmal.

Auch der US-Streamingdienst Netflix hat im Juni verkündet, 300 Mitarbeitende zu entlassen – vier Prozent der Belegschaft. Nur einen Monat davor mussten 150 Personen gehen. Der weltgrößte Streaminganbieter hat das mit dem schwächelnden Umsatzwachstum begründet. Im ersten Quartal waren die Userzahlen rückläufig.

Der E-Autobauer hat im Juli verkündet, sein Büro im kalifornischen San Mateo zu schließen – 229 Beschäftigte müssen gehen. Er habe ein „super schlechtes Gefühl“, was die Wirtschaftsentwicklung angehe, so Elon Musk damals zur Nachrichtenagentur Reuters.

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