Austria
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Chamonix-Slalom: Österreich enttäuscht, ein Grieche auf dem Podest

Podest-Premiere für Griechenland: AJ Ginnis

© APA/AFP/JEFF PACHOUD

Der Schweizer Zenhäusern siegt im letzten Bewerb vor der WM vor dem sensationellen Griechen AJ Ginnis. Den Österreichern bleibt das Rätseln.

Dreiunddreißigeinhalb Stunden vor der Eröffnungsfeier der 47. alpinen Ski-WM ging es für die Slalom-Artisten am Samstag noch einmal um Weltcup-Punkte. Nur für einen nicht: Lucas Braathen, der norwegische Führende im Disziplinweltcup, musste nach seiner  Blinddarmentzündung für den Bewerb in Chamonix passen. In Zell am See ist der 22-Jährige diese Woche operiert worden, mit etwas Glück könnte sich ein Start im WM-Slalom von Courchevel am 19. Februar ausgehen.

In WM-Form präsentierte sich am Samstagvormittag ein Lokalmatador: Clément Noël hat mit seinem Sieg beim Nachtslalom in Schladming wieder zu Selbstvertrauen und Sicherheit gefunden, die den Franzosen im vergangenen Februar zum Olympiasieg in China geführt hatten. Zwischenzeitlich waren sie ihm aber abhanden gekommen: Gleich sechs Ausfälle hatte Noël in den zehn Weltcupbewerben bis zum Nightrace zu verzeichnen. Doch es sollte der nächste folgen, nach der Halbzeitführung rutschte der 25-Jährige einmal mehr aus dem Kurs.

Damit war der Weg frei für den dritten Weltcupsieg des 2,02-Meter-Hünen Ramon Zenhäusern. Der Schweizer blieb am Ende 1,02 Sekunden vor dem sensationellen AJ Ginnis, der im Sommer 2020 Sommer vom US-Verband zum griechischen gewechselt war und nun erstmals das Land seiner Geburt auf ein Weltcup-Podium brachte. Dritter wurde mit dem Walliser Daniel Yule ein weiterer Schweizer (+1,06).

Im Kreis der Großen: AJ Ginnis (1,78 Meter) mit den Wallisern Ramon Zenhäusern (2,02) und Daniel Yule (1,87)

© Bild: EPA/Guillaume Horcajuelo

Rot-weiß-roter Einschlag

„Sensationell, unglaublich", sagte AJ Ginnis, der eigentlich Alexander heißt und vor 28 Jahren in Athen das Licht der Welt erblickt hat. Einen elften Rang in Flachau hat der 28-Jährige im Jänner 2021 vorzuweisen gehabt, nun strahlte der Student, der als Sohn eines Skischulbetreibers am Parnass aufgewachsen ist. Einige seiner Jugendjahre verbrachte Ginnis in Kaprun, wo er auch den Grundstein für seine Skikarriere legte, mit 15 wechselte er in die USA. An der Green Mountain Valley School im Bundesstaat Vermont hatten schon die US-Abfahrer AJ Kitt und Daron Rahlves das Rüstzeug für ihre Erfolge erhalten, so recht in Schwung sollte seine Karriere aber erst nach dem Nationenwechsel kommen. Die letzte Saison hatte er wegen einer Knieverletzung verpasst, nun feierte er hüpfend und jubelnd im Ziel von Chamonix.

Eher langsamer als schneller geworden: Manuel Feller

© Bild: APA/AFP/JEFF PACHOUD

Rätselraten in Rot-Weiß-Rot

Eine – freundlich formuliert – sehr durchwachsene Bilanz müssen die österreichischen Techniker ziehen. Manuel Feller, nominell ihr Bester, leistete sich im ersten Lauf einen Riesenfehler, konnte mit Mühe das Ausscheiden vermeiden und lag bei Halbzeit bereits 1,65 Sekunden zurück – ex aequo mit seinem Vorarlberger Teamkollegen Johannes Strolz auf Platz 28.

„An dem ist es aber nicht gelegen, das hat maximal eine halbe Sekunde gekostet. Ich hab’ überhaupt kein Tempo aufgebaut und bin verhungert“, sagte Feller, „da müssen wir uns materialmäßig etwas anderes einfallen lassen, damit wir mehr Speed aufbauen.“ Das gelang zwar – doch dieses Mal bremste sich der Fieberbrunner durch zwei Steher, unterm Strich blieb Platz 14 (+2,34). „Beim zweiten Fehler zum Schluss hab' ich viel Zeit liegen lassen", erklärte Manuel Feller, „aber das Problem war vor allem der erste Lauf. Es bleibt aber noch genug Zeit, um das hinter uns zu lassen."

Sein Tiroler Landsmann Fabio Gstrein, in diesem Winter bereits vier Mal in den Top Ten, war als 13. (+2,16) von den eigenen Ansprüchen ebenso weit entfernt wie die Teamkollegen. Slalom-Vizeweltmeister Adrian Pertl kassierte 2,81 Sekunden und wurde 21., Kombi-Olympiasieger Johannes Strolz setzte seinen Pleiten-Pech-und-Pannen-Winter mit einem Einfädler im zweiten Lauf fort.

Matts vergebene WM-Chance

Die übrigen Österreicher schafften es nicht einmal ins Finale: Kombi-Weltmeister Marco Schwarz war zuletzt verkühlt und handelte sich 1,80 Sekunden ein. „Am Material ist es bei mir nicht gelegen, ich hab’ zu wenig attackiert“, sagte der Kärntner nach Platz 37.

Michael Matt verschenkte seine letzte Chance auf ein WM-Ticket mit 1,91 Sekunden Rückstand (40.). ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer hatte dem Flirscher die Tür nach Courchevel zuletzt geöffnet, dafür allerdings einen Stockerlplatz eingefordert. Nun verpasste Matt die Qualifikation für das Finale ebenso wie seine Tiroler Landsleute Simon Rueland (39./+1,86) und Dominik Raschner (48./+2,16).

Damit steht unterm Strich das schwächste ÖSV-Slalom-Ergebnis seit Madonna di Campiglio 2021 – damals war Michael Matt als 20. der Beste in Rot-Weiß-Rot, in den folgenden 15 Weltcupbewerben war stets mindestens ein Österreicher in den Top Ten.

Wir würden hier gerne ein Login zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte Piano Software Inc. zu.

Jederzeit und überall top-informiert

Uneingeschränkten Zugang zu allen digitalen Inhalten von KURIER sichern: Plus Inhalte, ePaper, Online-Magazine und mehr. Jetzt KURIER Digital-Abo testen.

Liebe Community,

Mit unserer neuen Kommentarfunktion können Sie jetzt an jeder Stelle im Artikel direkt posten. Klicken Sie dazu einfach auf das Sprechblasen-Symbol rechts unten auf Ihrem Screen. Oder klicken Sie hier, um die Kommentar-Sektion zu öffnen.