Austria
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Das Versailles von heute ist das Silicon Valley? [premium]

Er ist abgeschafft – und existent: Womit kann der ehemalige Adel also dienen? Journalist und Autor Alexander von Schönburg über Spießbürger und Exzentriker, Spitznamen, innere Freiheit, das Souveräne an Familie und die Kaiser von heute.

Sie haben mich eben gebeten, ein paar Minuten später anzurufen, Sie seien noch mit dem Hund auf dem Feld. Da tauchen im Kopf gleich einmal Bilder auf, von Gummistiefeln und Ländereien.

Alexander von Schönburg: Damit kann ich leider nicht dienen. Tatsächlich habe ich etwas sehr Spießbürgerliches gemacht: Ich habe gejoggt. Für mich ist Joggen wie Reiten ohne Pferd. Ich hab nämlich leider kein Pferd und muss deshalb joggen. Ich erinnere mich, als ich vor vielen Jahren im Windsor Great Park im Dauerlauf unterwegs war. Da kam Prinz Philip mit einer Kutsche vorbei. Ich hab mich in einem Busch versteckt, weil ich nicht wollte, dass er mich erwischt.


Warum ist Joggen spießig?

Was spießig ist und was nicht, das lässt sich nicht so einfach in Formeln und Kuchendiagramme packen. Aber eines steht fest: In schmutzigen Gummistiefeln übers Feld stapfen ist nicht spießig, mit Knopf im Ohr Podcast hörend mit verkniffenem Gesicht joggen schon. Das ist etwas für Lohnempfänger, für Leute, die unter Zeitdruck stehen, nicht frei über ihre Zeit verfügen können.


Jetzt sind Sie ja auch jemand, der nicht völlig frei ist von den Anforderungen des modernen Lebens.

Ich arbeite ja beim Springer-Verlag und gehe ganz normal ins Büro. Ich tue aber immer so, als würde ich es freiwillig tun. Sobald ich das Gefühl habe, dass ich etwas aus Pflicht tue, verliere ich den Spaß. Jeder noch so schöne Beruf hat natürlich seine Zwänge, und insofern kämpfe ich jeden Tag dafür, dass ich zumindest die Illusion habe: Das, was ich tue, tue ich aus reinem Vergnügen.


Was ja für jeden schön wäre.