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Debatte über Migranten als Täter: „Natürlich spielt Herkunft eine Rolle“

© APA/dpa/Bernd Weißbrod

Der Mann, der am Montag in Deutschland ein Mädchen erstach und ein weiteres schwer verletzte, ist ein Flüchtling. Warum das thematisiert gehört, erklärt der Autor Hasnain Kazim.

von Irene Thierjung

Zwei Tage nach dem Messerangriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg ist die getötete 14-Jährige am Mittwoch beerdigt worden; ihre Freundin liegt schwer verletzt im Spital.

Unter die Fassungslosigkeit und Trauer, die in ganz Deutschland spürbar sind, mischen sich auch Wut und Schuldzuweisungen. Denn der mutmaßliche Täter ist ein Flüchtling aus Eritrea, dem subsidiärer Schutz gewährt wurde.

Der AfD und anderen Rechtspopulisten, die Europa von Migranten überrannt sehen, spielt das in die Hände. „Der fortgesetzte Kontrollverlust in der Migrationspolitik und die wachsende Unsicherheit auf den Straßen hängen unmittelbar zusammen“, wetterte AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel.

Doch auch viele Menschen sind beunruhigt – zumal in Illerkirchberg, wo die Attacke am Montag Erinnerungen wachrief. 2019 vergewaltigten hier mehrere Syrer und Iraker eine 14-Jährige, die sie zuvor betäubten.

Migrationshintergrund erwähnen?

Nach Verbrechen, die von Migranten begangen wurden, werden regelmäßig auch in Österreich Stimmen laut, die fordern, die Herkunft der Täter nicht zu nennen, denn das leiste bloß Ressentiments Vorschub, verletzte Persönlichkeitsrechte und spiele für die Tat keine Rolle.

Eine Einstellung, die der deutsche Autor Hasnain Kazim nicht teilt. Ebenso falsch wie die Behauptungen der von rechts, Migranten seien generell gefährlich, sei die Ignoranz vieler Linker, die jede Diskussion über Migration mit Nazi-Vorwürfen abschmetterten.

„Natürlich spielt die Herkunft eine Rolle“, twitterte Kazim, der als Kind indisch-pakistanischer Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen ist – und erntete viel Zustimmung.

Es käme eine „nicht ignorierbare Zahl an Typen mit primitiven Welt- und Menschenbildern, rückständigen gesellschaftlichen Vorstellungen und Gewaltbereitschaft“, schrieb der frühere Spiegel-Korrespondent in Wien.

Als Beispiel nennt der 48-Jährige dem KURIER Männer aus Afghanistan. „Nach vier Jahrzehnten Krieg betrachten dort viele Gewalt als normales Mittel der Konfliktaustragung“, sagt Kazim. "Und das ist natürlich ein Problem.“ 

"Nicht instrumentalisieren"

Gleichzeitig dürfe man keinesfalls alle Migranten in einen Topf werfen und wie viele Rechtspopulisten  von „tickenden Zeitbomben“ sprechen. Auch sei es keine Lösung, Grenzschließungen zu fordern, wie es etwa die AfD tut.

© Bild: Kurier/Jeff Mangione

Kazim wünscht sich einen differenzierten, ausgewogenen Diskurs. Politiker sollten sich trauen, über Einwanderung zu debattieren und Probleme anzusprechen, ohne das Thema zu instrumentalisieren und politisches Kleingeld daraus zu schlagen. Ansonsten würden sie das Feld den Rechtspopulisten überlassen.

Auch bei Opfern den Migrationshintergrund zu erwähnen, wie es im aktuellen Fall geschah, findet Kazim problematisch: „Die Frage ist, ob er eine Rolle spielt.“

Großeltern aus der Türkei

Es sei ein Unterschied, ob eine Frau von ihrem muslimisch-konservativen Mann umgebracht wurde oder ob wie in Illerkirchberg ein Kind starb, dessen Großeltern von der Türkei nach Deutschland emigriert waren. 

Andererseits zeige die Nennung der Bevölkerung, dass nicht nur der ausländische Täter Migrationshintergrund hatte, sondern auch das – in diesem Fall – deutsche Opfer und könne so Ressentiments verringern.

„Denn in Wahrheit bringen die Täter nicht Deutsche um, sondern Menschen.“ 

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