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Der klügste neue Film zu #MeToo? [premium]

Zwei junge Menschen allein und, vielleicht, eine Vergewaltigung: Der französische Film „Menschliche Dinge“ ist ein nuanciertes Lehrstück – und hoch spannend noch dazu.

Ein junger Mann und eine junge Frau allein in einem Raum. Die junge Frau erstattet danach Anzeige wegen Vergewaltigung. Der junge Mann leugnet es leidenschaftlich. Es gibt Spuren von Geschlechtsverkehr, aber keinerlei Spuren körperlicher Gewalt. Auch davor haben keine Zeugen Auffälliges bemerkt.

Was also ist geschehen? Wem glauben? Wie – vor Gericht – entscheiden? Die längste Zeit wissen wir im Film „Menschliche Dinge“ nicht sicher, was genau zwischen dem Studenten Alex (Ben Attal) und der etwas jüngeren Mila (Suzanne Jouannet) in einer Pariser Partynacht vorgefallen ist. Und genau das macht diesen Film so bemerkenswert. Denn die zwei erzählen völlig unterschiedliche Versionen des Ereignisses – und beide wirken dabei sehr glaubwürdig. Man kann fast nicht anders, als während des Films intensiv ins Sinnieren zu geraten. Über unterschiedliche Wahrnehmungen sexueller Handlungen und über strukturelle Schieflagen, wenn es um Gerechtigkeit in Vergewaltigungsfällen geht: Gibt es das, und wenn ja, warum? Und wie könnte man es ändern?

Charlotte Gainsbourg als Mutter

„Menschliche Dinge“ ist in der ersten Hälfte ein Jugenddrama. Es begleitet abwechselnd Alex und Mila sowie deren Angehörige in den Monaten nach der entscheidenden Nacht – und auch schon an dem Tag davor. Elite-Student Alex ist gerade aus Stanford gekommen, weil sein Vater, ein prominenter TV-Moderator (Pierre Arditi), einen französischen Verdienstorden erhält. Seine Mutter (Charlotte Gainsbourg), eine bekannte Essayistin, kritisiert an dem Tag im Fernsehen, aus politischer Korrektheit werde Migranten-Gewalt gegenüber Frauen heruntergespielt. Abends sieht man sie mit ihrem Sohn, ihrem neuen Partner und dessen Tochter, Mila, zusammensitzen. Alex nimmt Mila schließlich mit auf eine Studentenparty. Am nächsten Tag steht die Polizei vor der Tür.