Austria
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

"Ein Bauwerk soll nicht 30, sondern wieder 100 oder 200 Jahre halten"

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Rund 40 Prozent des EU-weiten Energieverbrauchs werden dem Bausektor zugeordnet. Und etwa 36 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes werden direkt oder indirekt bei Bautätigkeiten verursacht. 

Die Ziele der EU und Österreichs, bis 2050 bzw. 2040 Neutralität bei Treibhausgasen zu erreichen, erhöhten den Druck auf die Baubranche, sagte Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer beim Pressegespräch mit Norbert Hartl, Landesinnungsmeister für das Baugewerbe, und Manfred Asamer, Vorsitzender der Stein- und keramischen Industrie in Oberösterreich. 

Aus diesem Grund habe die Interessenvertretung in einer Studie mit der Fachhochschule Oberösterreich analysiert, welche Potenziale es gebe. Untersucht wurden mineralische Bau- und Dämmstoffe wie Beton, Ziegel, Kalksandstein, Gipskarton, Mineralwolle, Kunststoffe, Flachglas, Bau- und Konstruktionsholz sowie Metalle. Es gehe um die Herkunft der Materialströme, Recycling, kürzere Transportwege, aber auch um ein Umdenken bei der Planung, sagte Asamer: „In der jüngeren Vergangenheit hat ein Bauwerk rund 30 Jahre gehalten. Das ist zu wenig. Künftig soll ein Bauwerk wieder so errichtet werden, dass es 100 oder 200 Jahre lang hält, wie das früher oft der Fall war.“

„Bremse und nicht Gaspedal“

Prinzipiell gehörten Betriebe in Oberösterreich bereits zu den Vorreitern, was Recycling betreffe, sagte Asamer. „Leider stehen häufig der Gesetzgeber und die Verwaltung auf der Bremse und nicht auf dem Gaspedal.“

Hartl sagte, man müsse bei der Planung und beim Errichten von Gebäuden mehr denn je deren Lebenszyklus im Blick haben. Bisher sei es so, dass sich nach Schlüsselübergabe kaum jemand Gedanken machen, welche Baustoffe wie wiederverwertet werden könnten und wie lange ein Haus Bestand habe, ohne renoviert werden zu müssen. 

Verbundbaustoffe wie Beton, Zement oder Gips seien zwar leicht einzubauen, aber schwierig oder nur unter großem Energieaufwand zu recyceln, sagte Hartl. Der Landesinnungsmeister nahm auch Bauherren und Architekten in die Pflicht: „Manchmal hat man das Gefühl, dass Design Vorrang vor Funktion hat. Es sollte häufiger wieder umgekehrt sein.“

Martin Roithner
Martin Roithner