Erinnern Sie sich noch an Mario Draghi? Als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hielt Draghi die Euro-Zone in der Staatsschuldenkrise zusammen, als italienischer Premierminister steuerte er sein Land durch die Pandemie.
Vor drei Monaten schien sein politisches Ende gekommen. Seine Regierungskoalition in Rom zerbrach.
Jetzt könnte Draghi vor einer Rückkehr stehen. Als EU-Sondergesandter. Und zwar für die 300 Milliarden Euro schwere Infrastruktur-Initiative „Global Gateway“.
„Global Gateway“? Das ist ein strategisches Projekt der EU. Man will damit den Einfluss Chinas einschränken.
Beispiele: Eine Partnerschaft zur Förderung von Lithium mit Argentinien oder ein Unterseekabel zwischen der EU und Nordafrika.
Insgesamt umfasst die Liste 70 mögliche Projekte. Die Liste wird aber gerade gekürzt. Weil: Passiert ist bisher überhaupt nichts.
Mit Draghi würde das Vorhaben ein prominentes Gesicht und die nötige Durchschlagskraft erhalten, glauben Diplomaten.
Die Zeit drängt. Denn China lässt weltweit Autobahnen, Häfen und Zugstrecken als Teil der „Neuen Seidenstraße“ bauen.
Kleines Problem: Bisher ist nicht klar, wie Global Gateway überhaupt geleitet werden soll.
Die Idee ist, eben einen Sonderbeauftragten zu installieren, der die verschiedenen Akteure – Kommission, Mitgliedstaaten, Entwicklungsbanken und Privatunternehmen – zusammenbringt und auf eine gemeinsame Linie einschwört.
Der Job des Sonderbeauftragten wäre somit ein Schleudersitz in einem Luftschloss.
Draghi selbst hat sich zu der Diskussion bisher nicht geäußert, aus seinem Umfeld heißt es, die Gedankenspiele entbehrten „jeder Grundlage“. Irgendwie verständlich.
Einen schönen Dienstag wünschen Ihnen
Wolfgang Unterhuber & das Wirtschaftsteam
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