Austria
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Ein spät belohntes Rennfahrerleben

Kaum jemand versteht es, Rennski so auf Zug zu bringen wie Cornelia Hütter, niemand sucht hartnäckiger nach der Falllinie als die Steirerin. Und doch hätte sie vor ihrer Bronze-Fahrt beinah schon einen Schlussstrich gezogen.

Méribel. Cornelia Hütter hustete sich durch den Interview-Marathon, „die paar Bazillen“, wie sie meinte, die sie da just bei einer Ski-WM herumschleppe, hätten sie aber auch nicht mehr stoppen können. Rückschläge gab es im Rennfahrerleben der mittlerweile 30-jährigen Grazerin schon genug, meist in der Form von Verletzungen, und meist auch ausgerechnet dann, wenn Großereignisse anstehen („Ich bin richtig gut im schlechten Timing“). Was bis heute aber nichts daran änderte, dass Hütter wie schon vor knapp zehn Jahren, als sie erstmals die Speed-Elite aufmischte, einen der schnellsten, wenn nicht den allerschnellsten Schwung beherrscht.

Nun konnte sie diesen Umstand erstmals bei einer Ski-Weltmeisterschaft unter Beweis stellen, denn der Super-G von Méribel, in dem Hütter zu Bronze raste, war erst ihr viertes WM-Rennen. 2017, 2019, 2021 – all diese Titelkämpfe hatte die vielversprechendste aller ÖSV-Speeddamen verpasst.

Die Bronze-Fahrt im französischen Luxus-Skiresort setzte sich zusammen aus einer ordentlichen Gleitpassage, in der die Abfahrtsspezialistinnen den Ton angaben, und richtig viel Tempo in den langgezogenen Kurven im Mittelteil, so dass sie auch ihren Rückstand im Riesentorlauf-ähnlichen Zielhang verkraften konnte. Im Gesamten also eine Fahrt, nach der die Steirerin bei der WM-Abfahrt am Samstag auf selber Strecke („Roc de Fer“) zu den Goldanwärterinnen zählt.

Hütter in Méribel. APA/EXPA/JOHANN GRODER

Zumal es Hütter, wenn sie das nötige Vertrauen gefunden hat, stets mit am besten gelingt, die über zwei Meter langen Abfahrtsskier ohne übermäßigen Kantendruck und ohne dafür die allerengste Linie wählen zu müssen, auf Zug zu bringen. Das bezeugen trotz der vielen Karriere-Zwangspausen ihre insgesamt 20 Weltcup-Podestplätze (darunter drei Siege), eingefahren bei praktisch allen Damen-Klassikern des Winters, in Lake Louise, Cortina d'Ampezzo, Zauchensee, St. Moritz, Garmisch-Partenkirchen.

Hütters erste WM-Medaille ist nun auch die späte Krönung einer erfolgreichen, aber nicht geradlinigen Speed-Karriere. „Solche Geschichten, solche Emotionen hätte ich nicht mehr, wenn ich nur daheim sitzen würde. Deshalb bin ich froh, dass ich dem, was ich in mir gespürt habe, vertraut habe. Und das gemacht habe, was tief in meinem Herzen noch gelodert hat – das Feuer war längst weg.“

(joe)