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„Erde brennt“: Wer gerade im Hörsaal schläft und was das bewirken soll

Die Aktivisten arbeiten derzeit Forderungen aus, die an Uni und Politik gestellt werden sollen.

von Birgit Seiser

Audimax-Besetzung 2009: Laute Musik, Zigaretten und Alkohol im Hörsaal, Müll in den Gängen und nach und nach auch Obdachlose und Punks, die die Uni Wien als Schlafplatz nutzen. 13 Jahre ist es her, dass die „Uni brennt“-Bewegung zwei Monate lang den Lehrbetrieb blockierte. Man wehrte sich damit gegen die Umsetzung der Master-Studiengänge. Seit über einer Woche „brennt“ es wieder, nun ist es aber - dem Motto gemäß - nicht nur die Uni, sondern die ganze Erde.

Wieder wurde ein Hörsaal der Universität besetzt. Diesmal ist aber alles anders, geordnet und organisiert. Der große Hörsaal C1 ist derzeit Schauplatz des studentischen Aufstands. Man kämpft an mehreren Fronten. Es geht um Klimaschutz, das Bildungssystem und überhaupt um eine Generation, der „Freud- und Hoffnungslosigkeit“, wie es auch einem Plakat zu lesen ist. 

Die bekanntesten Gesichter der „erde brennt“-Bewegung sind Amina Guggenbichler, 21 Jahre, Studentin der Sozialen Arbeit an der FH Wien und Bruno Sanzenbacher, 22 Jahre alt und Philosophiestudent im fünften Semester. An seiner Fakultät entstand auch die Idee zur Besetzung, wie Sanzenbacher im KURIER-Gespräch sagt: „Wir sind hauptsächlich Studierende der Uni Wien und haben uns im Frühsommer zusammengefunden, weil wir gesagt haben, dass es so nicht weitergehen kann. Natürlich waren viele schon vorher aktiv. Zum Beispiel bei der Lobau-Besetzung, bei Fridays for Future, in bildungspolitischen oder auch queeren oder feministischen Camps. In dieser ’erde brennt’-Konstellation haben wir uns aber neu formiert.“ Passiert ist das schon im Frühjahr in einer Gruppe über den Messenger-Dienst Signal, in der sich um die 90 Leute engagieren. 

Das ganze Interview mit Bruno Sanzenbacher als KURIER-Daily-Podcast: 

Die Organisation der Besetzung ist akribisch durchgeplant. Jeden Tag gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit Themen wie Bildung und Klimaschutz beschäftigen. Es gibt Diskussionsrunden mit Professoren, Workshops und gemeinsames Yoga oder tanzen. Es herrscht ein striktes Alkohol- und Drogenverbot, „Awareness-Beauftragte“ kümmern sich um das Wohlergehen der Aktivistinnen und sind Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. „Wir sind nicht wie 2009 einfach in einen Hörsaal gegangen und haben ihn besetzt, sondern haben das mehrere Monate lang vorbereitet, um uns basisdemokratisch organisieren zu können“, sagt Sanzenbacher.

Basisdemokratisch

Man wolle nicht Lehre verhindern, sondern eine bedeutungsvolle Lehre erst möglich machen. Betrunkene Partywütige seien hier fehl am Platz. Willkommen sei aber jeder, der sich wirklich engagieren will. Immer wieder gibt es abendliche Vollversammlungen, bei denen Ziele formuliert werden. „Wir wollen keine Forderungen stellen, die nur von einer kleinen Gruppe Aktivistinnen kommt, sondern Forderungen, die von den Studierenden der Uni Wien getragen werden.“

Vor 13 Jahren war der Protest laut und wild –  es lag studentische Romantik in der Luft. Gebracht hat die Besetzung damals nicht viel. Der Bologna-Prozess, der Bachelor- und Master-Studiengänge einführte, wurde trotzdem umgesetzt. Obwohl die derzeitige Besetzung der Allgemeinheit also vielleicht weniger in Erinnerung bleiben wird, könnte sie diesmal auch zu Ergebnissen führen – denn  gerade weil die „Romantik“ (und auch der Alkohol) fehlt, stehen die Aktivisten kurz vor der Ausformulierung ihrer Forderungen. Dann will man die Besetzung beenden – und wieder im eigenen Bett schlafen.  

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