Austria
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Flüchtlingseinrichtung: Mitarbeiter packen aus

Mohamed Alburaiki ist seit der Gründung 2015 Teil der Flüchtlingsgesellschaft Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD). Von Beginn an zeichnet er verantwortlich für die gesamten IT-Angelegenheiten. „Bei mir laufen sämtliche Abteilungen zusammen, ich weiß so gut wie alles, habe auch einige Skandale und Ungereimtheiten gesehen“, erläutert der IT-Leiter.  2019 wurde er Betriebsrat. „Das hat der Geschäftsführung nicht gepasst, was immer wieder in Sitzungen betont wurde“, schildert Alburaiki. Er habe plötzlich weniger Ressourcen erhalten, musste somit selbst deutlich mehr arbeiten.

„Ich kam auf rund 800 Überstunden, die sich angehäuft hatten. Ich war müde, habe um Urlaub angefragt, doch das wurde stets abgelehnt“, erzählt er, „dann arbeitete ich so lange weiter, bis ich krank wurde – das Ganze mündete in einem Burnout, ich konnte nicht mehr atmen. Das war im September 2021.“

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Bei mir laufen sämtliche Abteilungen zusammen, ich weiß so gut wie alles, habe auch einige Skandale und Ungereimtheiten gesehen. Das hat der Geschäftsführung nicht gepasst.

Mohamed Alburaiki

„Als Dankeschön wurde ihnen der Urlaub schließlich sogar weggenommen“
Gleich mehrere Mitarbeiter durften laut dem verheirateten Familienvater nicht ihren Urlaub konsumieren: „Als Dankeschön wurde ihnen der Urlaub schließlich sogar weggenommen.“ Vor wenigen Tagen sei Alburaiki wieder gesund aus dem Krankenstand zurückgekommen. „Ich betonte gegenüber der Geschäftsleitung, dass ich wieder arbeiten möchte. Diese teilte mir sofort mit, dass ich vorläufig in ein anderes Büro versetzt und gekündigt worden sei.“

Der IT-Leiter ging noch am selben Tag zur AK Tirol, um sich dort beraten zu lassen. Das habe er auch der TSD-Geschäftsleitung so mitgeteilt. „Nach dem Termin kam ich in mein neues Büro, das nicht mehr in der Zentrale war, sondern in der Maria-Theresien-Straße. Es war vereinbart, dass ich dort auf die Verantwortlichen sowie auf meine sensiblen Unterlagen – gesundheitliche Dokumente, Bankauszüge, meine Zertifikate, verfängliche E-Mails, Details über Mitarbeiter, Dokumente des Betriebsrates –, die ich seit 2015 angehäuft und in drei Schubladen immer gut versperrt hatte, treffe. Der Schlüssel war immer durchgehend bei mir Zuhause.“

Mohamed Alburaiki wurde vom Dienst freigestellt. (Bild: Mohamed Alburaiki)

Mohamed Alburaiki wurde vom Dienst freigestellt.

(Bild: Mohamed Alburaiki)

Dienstfreistellung wegen Arbeitsverweigerung
Aber dort traute Alburaiki seinen Augen kaum: „Das neue Büro ist eine Putzkammer. Es ist isoliert, riecht grauenhaft und es gibt kein Telefon. Ein Teil meiner Dokumente lag zwar dort - aber nicht versperrt, sondern auf dem Tisch sowie in Kartons verstreut und für alle lesbar.“ Eine Festplatte und ein USB-Stick fehlen. Ein solcher Vorfall „ist übrigens nicht zum ersten Mal innerhalb der TSD passiert“. Der Mitarbeiter habe die Geschäftsführung kontaktiert, doch diese habe ihn abgewimmelt. „Der neue IT-Leiter brachte mir meine sofortige Dienstfreistellung wegen ,beharrlicher Arbeitsverweigerung’ – weil mich die Geschäftsführung zuvor nicht im neuen Büro angetroffen habe. Konnte sie ja auch nicht, da ich bei der AK war, das hatte ich klar an alle kommuniziert“, betont er.

Alburaiki erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Beamten rückten an, die Ermittlungen laufen. Auch bei der Datenschutzbehörde erstattete er Anzeige. „Das kann und will ich so auf keinen Fall hinnehmen. Ich glaube, dass mich die Geschäftsleitung nicht mehr im Unternehmen haben möchte. Ich fühle mich schikaniert, ungerecht behandelt.“

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Ich erhielt von der Geschäftsleitung eine Versetzung samt Diensteinschränkung. Seither darf ich mich dienstlich nur mehr am Seefelder Plateau bewegen.

Peter Eglauer

Kuriose Details auch von weiterem Mitarbeiter
Auch Peter Eglauer, ebenfalls Mitarbeiter der TSD GmbH und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, schildert kuriose Inhalte: „Ich erhielt von der Geschäftsleitung eine Versetzung samt Diensteinschränkung. Seither darf ich mich dienstlich nur mehr am Seefelder Plateau bewegen. Wenn ich nach Innsbruck muss, darf ich mit meinem Dienstauto nicht mehr über den Zirler Berg fahren. ,Der Wegfall der offensichtlich gefährlichen Fahrt über den Zirler Berg muss als wesentlicher Vorteil beurteilt werden’, heißt es in einer Mail der Geschäftsführung.“

„Ich habe die Dienstfreistellung leider aussprechen müssen“
In einer schriftlichen Antwort nimmt die Geschäftsführerin der Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD), Carolin Porcham, Stellung zu den Vorwürfen von Mohamed Alburaiki und Peter Eglauer. Darin heißt es, dass „im Geschäftsjahr 2021 ein externer zertifizierter Information Security Auditor beauftragt wurde, eine IT-Revision in der TSD durchzuführen. Da sich Herr Alburaiki seither im Krankenstand befindet, mussten wir die Stelle nachbesetzen“. Vergangene Woche habe er einen neuen Arbeitsplatz zugewiesen bekommen, betont Porcham weiter. „Nach einem Gespräch mit mir im Beisein vom Prokuristen und einer TSD-Mitarbeiterin hat Herr Alburaiki diese Entscheidung nicht akzeptiert und ich habe leider eine Dienstfreistellung aussprechen müssen“, verdeutlicht die Geschäftsführerin.

Das neue Büro, das Mohamed Alburaiki bekam, „ist eine Putzkammer“. (Bild: Peter Eglauer)

Das neue Büro, das Mohamed Alburaiki bekam, „ist eine Putzkammer“.

(Bild: Peter Eglauer)

Jedoch habe die Personalleitung mit ihm neuerlich Kontakt aufgenommen und ein weiteres Gespräch mit Porcham „jederzeit“ vorgeschlagen. Bezüglich der Überstunden lässt sie wissen, dass diese „gemäß gültiger Betriebsvereinbarung ausbezahlt werden“. Den „Verdacht eines Diebstahls bzw. der Beschädigung von Utensilien“ könne man „nicht nachvollziehen“.

„Für Tätigkeiten gibt es zugeordnete Dienstautos“
Im Fall von Eglauer bestätigt die Geschäftsführerin, dass es richtig sei, dass „er im Team der Hausbetreuer ist und den Grundversorgungseinrichtungen am Seefelder Plateau zugewiesen ist“. Gleichzeitig sagt sie, dass alle Hausbetreuer auf Gebiete in Tirol verteilt seien und „zur Verrichtung der Tätigkeiten natürlich direkt zugeordnete Dienstautos zur Verfügung stehen“.

Abschließend betont Porcham, dass man bemüht sei, die Zuständigkeiten für die Einrichtungen so einzuteilen, „dass sie in der Nähe des jeweiligen Wohnsitzes sind“ und verweist darauf, dass Eglauer in Scharnitz wohne.