Austria
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Gewerbe und Handwerk: "Stimmung ins Negative gekippt"

© Kurier/Gerhard Deutsch

Umsätze und Auftragslage gehen zurück. Wirtschaftskammer fordert Verlängerung des Energiekostenzuschusses bis Mitte 2023.

von Anita Staudacher

In den heimischen Handwerks- und Gewerbebetrieben wächst ob der hohen Energiekosten der Pessimismus. Wie aus der jüngsten Konjunktur-Umfrage der KMU Forschung Austria hervorgeht, erwarten nur noch 22 Prozent der Betriebe eine positive Geschäftsentwicklung. "Die Stimmung ist ins Negative gekippt. Die extrem hohen Energiekosten ziehen vielen Betrieben den Boden weg", sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer (WKO).

Schon im abgelaufenen 3. Quartal konnten nur noch 20 Prozent der Betriebe ihre Umsätze gegenüber dem 3. Quartal 2021 steigern. Für 32 Prozent gab es Rückgänge, bei 48 Prozent stagnierten die Zahlen. Stagnierende Umsätze bedeuten bei der hohen Inflationsrate für die Unternehmen reale Umsatzverluste. Somit verzeichnen in Summe 80 Prozent der Gewerbe- und Handwerksbetriebe bereits reale Umsatzverluste. Schon im ersten Halbjahr 2022 gingen die Umsätze bzw. Auftragseingänge mengenmäßig (real) um 4 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 zurück. 

© Bild: Kurier/Gerhard Deutsch

Planbarkeit fehlt

Besonders schlecht ist die Stimmung derzeit im Bau- und Baunebengewerbe, wo es bereits Auftragslücken gibt, sowie in den konsumnahen Branchen wie Bäcker, Friseure oder Fahrzeugtechnik. Den überwiegend Klein- und Mittelbetrieben fehle derzeit jede Planbarkeit, berichtet Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. Entsprechend gleichlautend waren laut Umfrage die Kommentare. "Wie hoch wird die Energierechnung 2023 ausfallen? Bekomme ich noch Material; und wenn ja, zu welchem Preis? Und was bedeuten die Lohnverhandlungen für die Personalkosten?"

Energiekostenzuschuss reicht nicht

Bei weitem nicht alle Betriebe könnten die hohen Energiekosten auf ihre Preise aufschlagen und würden daher um ihre Existenz bangen, sagt Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz. Der von der Regierung beschlossene Energiekostenzuschuss sei daher eine wichtige Unterstützung, könne aber erst "ein erster Schritt" sein. Der Zuschuss kompensiere maximal ein Drittel der faktischen Mehrkosten und der Geltungszeitraum umfasse bisher nur den Zeitraum von Februar bis September 2022. "Das ist höchstens ein Pflaster, aber kein Heilmittel", so Kainz.

Die Branchenvertreter fürchten, dass der über die Förderbank aws zu beantragende Zuschuss rasch vergriffen sein wird. "Wir rechnen mit einem Run auf die Förderung. Nachdem das Prinzip: 'first come, first serve' gilt, wird der Topf rasch leer sein", glaubt Kainz. Er fordert daher eine Verlängerung des Zuschusses bis Mitte 2023.

Keine Überförderung

Wie viele, energiekostenintensive Klein- und Mittelbetriebe überhaupt förderberechtigt sind und einen Antrag stellen, vermochte er nicht zu beziffern. Von Überförderung könne dabei keine Rede sein, so Kainz, denn niemand stecke die hohen Energiepreise so einfach weg. Eine Pleitewelle sei um ein vielfaches teurer.

Zur Sicherung der Liquidität der Unternehmen will die Wirtschaftskammer auch bewährte Notfallinstrumente zur Abfederung der Corona-Pandemie wie die Möglichkeit eines Verlustrücktrages, staatlich besicherte Kreditgarantien und die Kurzarbeit reaktivieren. Weiters sollte die öffentliche Hand vermehrt Aufträge vergeben. Zur Sparte Gewerbe und Handwerk zählen in Österreich rund 300.000 Betriebe mit 800.000 Beschäftigten.

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