Austria
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Harte Knochenarbeit für ein paar Sekunden Luftstand

Für mich war die Faszination Skifliegen als Athlet und Trainer nirgends so deutlich spürbar wie in Bad Mitterndorf/Tauplitz. Das lag einerseits natürlich daran, dass es in Österreich nur diese eine Flugschanze gibt. Andererseits gibt es kaum einen Ort, bei dem man als heimischer Akteur der traditionellen Begeisterung für das Fliegen persönlich so nahe kommt. Das zeigt schon die Entstehungsgeschichte des Kulm, die eng mit dem Familiennamen Neuper verknüpft ist. 

In den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts bauten fanatische Männer rund um Alois Neuper mit einfachsten Mitteln eine gewaltige Naturschanze in den Hang am Fuße des Grimming - harte Knochenarbeit für ein paar Sekunden Luftstand, für das so heiß ersehnte Gefühl des Fliegens. Dass sein Enkel Hubert Neuper später ein erfolgreicher Skispringer und enthusiastischer Veranstalter des Kulm-Fliegens werden sollte, war da wohl schon vorgezeichnet. Heute ist der Kulm eine moderne Schanzenanlage mitten im Grünen, die jedem Athleten großen Respekt abringt. 

Für die weniger Routinierten können die auftretenden (Luft-)kräfte überwältigend sein: die extrem schnelle Anfahrtsgeschwindigkeit, der hohe Luftstand und der große Druck, der die Skier mit aller Macht gegen den Körper presst. Alles scheint schneller und wuchtiger abzulaufen und doch muss der Sportler gerade nach dem Absprung den Mut aufbringen, um geduldig zu bleiben. Der ungewohnt lange Vorbau verzeiht keine Fehler, wer da zu früh auf die Skier drückt, dem droht großes Ungemach: Jedem Skisprungfan sind wohl die furchtbaren Stürze in Erinnerung, bei denen dem Springer hoch in der Luft ein Ski wegkippt und das Ganze fatal endet. 

Gewaltige Welle

Die routinierten Athleten hingegen wissen diese Luftkräfte für sich zu nutzen. Es klingt paradox, doch obwohl die Geschwindigkeiten höher sind, haben Topspringer mehr Spielraum, um einen harmonischen Bewegungsablauf umzusetzen. Dieses Zeitlassen nach dem Absprung und der gewaltige Luftwiderstand über dem Vorbau machen es viel leichter möglich, auf einem Luftpolster in die Tiefe zu gleiten. Wie bei einer gewaltigen Welle, dessen Kamm man perfekt reitet. Beim Skifliegen greift dann ein Phänomen, dass es beim Skispringen so nicht gibt: Springer und Skier werden zu einem eigenständigen Flugkörper, der anstatt wie bei einer Wurfparabel weiter oben zu landen, noch einmal abhebt und zu Rekordweiten segelt.