Austria
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Immobilienpreise: Der Plafond ist erreicht

© Getty Images/iStockphoto/Brasil2/iStockphoto

Steigende Zinsen bringen den Höhenflug um Erliegen. Das Objekt der Begierde zu erstehen, bleibt aber auch in Zukunft schwierig.

von Thomas Pressberger

Mit der Zinswende gehören die stark anziehenden Kaufpreise von Wohnungen oder Häusern bald der Vergangenheit an. Die Preise werden dennoch nicht bald sinken, da die Nachfrage hoch und das Angebot niedrig bleibt. Die steigenden Energiekosten werden für viele Kaufinteressenten ebenfalls noch ein Thema werden. Was die wichtigsten Kriterien beim Kauf sind, bringen Experten von Raiffeisen Immobilien und Remax im Gespräch mit dem KURIER auf den Punkt.

Was macht Österreichern beim Wohnungskauf am meisten Kopfzerbrechen?Die größte Herausforderung ist laut einer aktuellen Umfrage von Raiffeisen Immobilien, leistbaren Wohnraum zu ergattern. Überraschenderweise sind Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Bodenversiegelung kein Thema. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stehen schlicht im Vordergrund. Gefordert wird, dass der Staat durch Förderungen stärker eingreift. Vor allem Junge können sich kein Eigentum schaffen, was deren Altersversorgung belasten kann.

Werden die Immobilienpreise weiter steigen?Seit 17 Jahren steigen die Immobilienpreise in Österreich – das ist europaweit einzigartig. Die Zinswende ist jedoch der Anfang vom Ende der Preisrallye. Hieß es während der Niedrigzinsphase „Grundbuch statt Sparbuch“ und wurden die Preise durch die Corona-Pandemie weiter getrieben, so rechnet Raiffeisen Immobilien nun mit einer Stabilisierung, aber nicht mit einer Kurskorrektur: „Die Schönwetterphase neigt sich dem Ende zu, es kommt aber keine Schlechtwetterfront.“

© Bild: Kurier/Raiffeisen Immobilien

Warum sind die Preise in Wien im internationalen Vergleich moderat?Im Durchschnitt stimmt das, schaut man sich einzelne Bezirke an, spielt Wien schon in oberen Preisklassen mit – etwa im 1., 18. oder 19. Bezirk. Dämpfend wirken jedenfalls Richtwerte bei Mieten, die im internationalen Vergleich günstig sind und die Preise von Eigentumswohnungen drücken – bevor man teuer kauft, mietet man „günstig“.

Wie werden sich die strengeren Kreditvergaberichtlinien auswirken?Die Hürden für die Kreditvergabe werden dadurch höher, aber nicht unüberwindbar. Zu Preiskorrekturen von Wohneigentum nach unten würde es nur dann kommen, wenn viele Eigentümer wegen der hohen Zinskosten zu Notverkäufen gezwungen werden und es laut Raiffeisen Immobilien zu einer „gezwungen Angebotsausweitung“ kommt. Davon wird derzeit aber nicht ausgegangen. Vielmehr werden die steigenden Energiekosten die Haushalte viel mehr belasten als die steigenden Zinskosten.

Treiben institutionelle Investoren oder wohlhabende Ausländer die Preise?Reiche Ausländer, wie Russen oder Chinesen, spielen hier praktisch gar keine Rolle, sagt Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Remax Austria. Diese seien zumeist an Luxusimmobilien interessiert, die auch gut an Österreicher und Deutsche – das größte Klientel in diesem Segment – verkauft werden können.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um zu kaufen?Der jetzige Zeitpunkt ist vor allem gut, um zu verkaufen. Denn die Preise werden kaum noch steigen, die Nachfrage bleibt aber hoch. Wer kaufen will, muss auch weiterhin vor allem eines sein: schnell. Denn die Objekte wechseln rasch den Besitzer. Wer konkrete Vorstellungen seiner Wunschwohnung oder seines Wunschhauses hat, muss vorbereitet sein, um sofort zuschlagen zu können, wenn ein solches Objekt auf den Markt kommt.

Wie sollte die Finanzierung aussehen?Man sollte zumindest ein Drittel Eigenkapital mitbringen, sagt Reikersdorfer. Und noch einen finanziellen Polster haben, um unvorhersehbare Belastungen, wie jetzt die stark steigenden Energiepreise, stemmen zu können.

Wann ist die Anschaffung einer Vorsorgewohnung sinnvoll? Wenn man das entsprechende Eigenkapital hat. Durch eine Vorsorgewohnung lassen sich zum Beispiel für die Pension Zusatzeinkünfte oder eine Kostenreduktion erzielen. Eine Vorsorgewohnung sollte man jedoch nicht mit „Gewalt oder Bauchweh“ und hohen Fremdkapitalkosten kaufen, warnt Reikersdorfer. Sie sollte relativ einfach leistbar sein. Wer sie weitervermieten will, sollte sich über die Höhe der Mieten in der Umgebung informieren und ob diese im Verhältnis zum Kaufpreis stehen.

Wie kann man Wohnraum leistbarer machen? Hier kommt der Staat ins Spiel. Der soziale Wohnbau müsste forciert werden, außerdem gibt es viele verfügbare Wohnungen, die nicht am Markt sind und auf diesen gebracht werden könnten – zum Beispiel durch Vereinfachung des Mietrechtes, das viele Eigentümer vor dem Vermieten abschreckt. Auch steuerliche Erleichterungen für Bauträger, wie Senkung der Lohnnebenkosten, wären Möglichkeiten.

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