Austria
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Kann ein Rechenmodell rassistisch sein? [premium]

Auf einer Webseite der Freiheitlichen Jugend Oberösterreich wird der „Bevölkerungsaustausch“ simuliert. In 31 Jahren soll es in Österreich mehr Menschen mit Migrationshintergrund geben als ohne. Sind die Berechnungen seriös?

Ganz leicht lässt sich der Regler nach rechts verschieben. Wie auf Kommando nimmt der graue Prozentsatz im Tortendiagramm immer mehr zu, bis der rot-weiß rote Anteil vollkommen verdrängt ist. So stellt sich die Freiheitliche Jugend (FJ) Oberösterreich, eine Vorfeldorganisation der FPÖ, den „Bevölkerungsaustausch“ vor. Bis 2053 soll der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich, die „autochthone„, also „indigene“, Bevölkerung verdrängt haben. Dann sei der „Kipppunkt“ erreicht. Anschaulich vermittelt wird das Ganze anhand eines „Demographie-Dashboards“, das den Anspruch stellt, seriös zu sein.

Ein erster Blick auf die Methodik wirft aber bereits Fragen auf. „Für diese Modellrechnung gehen wir vereinfachend davon aus, dass sich die Bevölkerungsgruppen nicht vermischen“, schreibt die FJ bei der Erklärung der angewendeten Parameter. Mit offiziellen Definitionen und fundierter Statistik hat das wenig zu tun. Im Jahr 2021 stammte bei zwölf Prozent der Paare jeweils eine Person aus Österreich und die andere aus dem Ausland; bei Eheschließungen waren es sogar 22 Prozent, berichtet die Statistik Austria der „Presse“.

Weiter ist auf der Webseite zu lesen: „Nachkommen haben in unserer Darstellung immer den gleichen Migrationshintergrund wie die Eltern“.  Nach der empfohlenen Definition der UNECE besteht nur Migrationshintergrund, wenn beide Elternteile nach Österreich migriert sind. Und: Nach der zweiten Generation „verschwindet“ der Migrationshintergrund. Nicht so bei der FJ, hier bleibt er ewig bestehen. Die Regeln für die Statistik schreibt die Vorfeldorganisation also selbst. Darunter eben auch, was „echte“ Österreicherinnen und Österreicher ausmacht.