Austria
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Nach Notlandung: Jetzt spricht der Held der Lüfte

Freitagnachmittag, Autobahn A2 bei Brezje in Slowenien: Bilder der Überwachungskameras haben die dramatischen Sekunden zwischen Leben und Tod festgehalten. Ein weißes Kleinflugzeug, Modell Aquila A 210 deutscher Bauart, fliegt wackelig über die dicht befahrene Fahrbahn, verliert immer mehr an Höhe, segelt nur knapp über die Köpfe verdutzter Autolenker hinweg. Dann setzt es auf der Straße auf, prallt gegen die Böschung und bleibt in einer Staubwolke und mit abgebrochenem Heck auf dem Pannenstreifen liegen.

Kapitän und Co-Pilot klettern unverletzt aus dem Wrack - ohne bei ihrem waghalsigen Manöver einen einzigen Pkw gestreift zu haben. Eine fliegerische Meisterleistung, die auch tödlich enden hätte können!

Ein Flugzeug dieses Modells steuerte Aref Shabanpoor am Freitag der Vorwoche. Mittlerweile kann er wieder lachen. (Bild: Christian Jauschowetz)

Ein Flugzeug dieses Modells steuerte Aref Shabanpoor am Freitag der Vorwoche. Mittlerweile kann er wieder lachen.

(Bild: Christian Jauschowetz)

„Plötzlich blinkten alle Warnleuchten“
Aref Shabanpoor, ein in Graz lebender Pilot von Austrian Aviation Training in Kalsdorf, ist der Held der Lüfte, dem dieses Kunststück gelang. Der 40-jährige gebürtige Iraner schildert der „Steirerkrone“ erstmals die bangen Momente in 400 Metern Höhe: „Wir sollten das Flugzeug vom Flugplatz Lesce-Bled zurück in die steirische Landeshauptstadt bringen, hatten zuvor bereits zwei Testflüge erfolgreich absolviert. Plötzlich blinkten aber alle Warnleuchten auf, das Triebwerk fiel aus. Ich hatte 60 Sekunden Zeit zu entscheiden.“

Eine Rückkehr zum Startflughafen kam nicht mehr infrage - er war schon zu weit weg. Das bestätigten auch spätere Berechnungen.

Zitat Icon

Ich habe in 20 Jahren die verschiedensten Flugzeuge gesteuert, auf Turbulenzen müssen wir immer vorbereitet sein. Es war mein erster schwerer Unfall, und ich danke Gott, dass alles gut ausgegangen ist. Ich werde wieder fliegen!

Aref Shabanpoor

„Meine einzige Chance war es, eine Lücke zu finden“
Aref Shabanpoor - er ist seit 20 Jahren leidenschaftlicher Pilot und absolvierte 4000 Flüge weltweit - blieb nur noch die spektakuläre Notlandung auf der Autobahn: „Sie war, wie freitags üblich, stark frequentiert, ringsum waren Stromleitungen und Wälder. Meine einzige Chance war es, eine Lücke zwischen den Fahrzeugen zu finden. Viele Optionen hatten wir nicht, denn direkt vor uns war schon eine Brücke.“

Dramatische Szenen: Die weiße Aquila A 210 segelt nach dem Triebwerksausfall über die Autobahn, kracht gegen die Böschung. (Bild: z.V.g.)

Dramatische Szenen: Die weiße Aquila A 210 segelt nach dem Triebwerksausfall über die Autobahn, kracht gegen die Böschung.

(Bild: z.V.g.)

Co-Pilot Dalibor Jelisic assistierte, warnte vor einem Auto direkt unter dem Flieger. „Das Wichtigste war für mich, niemanden zu verletzen.“ Der Meisterpilot - er ist verheiratet und hat zwei Töchter - bewahrte kühlen Kopf, zog den Zweisitzer herunter. Dann der Aufprall - und die Erleichterung: Niemandem ist etwas passiert!

Aref Shabanpoor: „Ich glaube an Gott, für Gebete war aber keine Zeit mehr. Wir hatten Glück und einen Schutzengel an Bord.“ „Dieser Schutzengel saß links neben mir“, zollt Co-Pilot Dalibor Jelisic seinem Kollegen Respekt. „Er dachte nicht an sich, nur an die anderen.“

„Das Leben anderer war ihm wichtiger als sein eigenes“
„Hut ab vor dieser Leistung“, sagt auch Karl-Heinz Mali, Chef von Austrian Aviation Training. Die intensive Pilotenausbildung habe sich bezahlt gemacht: „Was wir täglich auf dem Simulator üben, hat unser Kapitän perfekt in die Praxis umgesetzt. Ich bin froh und dankbar, dass alle unverletzt geblieben sind. Weil Aref das Leben anderer wichtiger war als sein eigenes.“