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Oxford-Professor Charlie Wilson: "Wir verschwenden 84 Prozent der Energie" [premium]

Die Welt käme mit halb so viel Energie aus, ohne auf etwas verzichten zu müssen, sagt Oxford-Professor Charlie Wilson. Dafür müssen wir nicht kälter duschen und langsamer fahren, sondern all unsere Produkte neu denken.

Die Presse: Europa leidet unter der Energiekrise. Ist das eher ein Antreiber oder eine Bremse für den Kampf gegen den Klimawandel?

Charlie Wilson: Das ist die Billion-Dollar-Frage. Wir sehen widerstrebende Effekte. Alle Länder in Europa rennen jetzt los und suchen fossile Lieferanten. Das birgt das Risiko, dass wir fossile Infrastruktur bauen, die uns weitere 30 Jahre lang bindet. Andererseits macht uns diese Krise, besser als alle zuvor, klar, wie sehr wir den Übergang zu Erneuerbaren brauchen und unseren Energiebedarf reduzieren müssen, um unser geopolitisches Risiko zu minimieren.

Sie haben bereits vor Jahren argumentiert, die Welt könne problemlos 40 Prozent des Energieverbrauchs reduzieren. Jetzt muss Europa den Beweis antreten – und tut sich alles andere als leicht damit.

Die Vorschläge sind schon Jahrzehnte alt. Viele Ideen kursieren jahrelang und nichts passiert – bis etwas passiert. Russlands Invasion in die Ukraine öffnet ein „window of opportunity“, in dem die Überlegungen auf fruchtbaren Boden fallen können. Als kurzfristige Antwort auf die Krise haben wir keine Zeit, in neue Technologie oder Heizsysteme zu investieren. Da geht es darum, ein paar Grad kühler zu wohnen oder etwas langsamer zu fahren. Aber die echte Chance ist der Umbau der Infrastruktur. Neue Formen der Mobilität und Städteplanung können den Energieverbrauch gewaltig reduzieren, ohne unsere Lebensqualität zu beeinträchtigen.

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