Austria
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Parma, die (gute) Habsburgerin

Auf den Prosciutto di Parma und den Parmigiano Reggiano stoßen wir in der Altstadt in Spezialitätengeschäften, auf Märkten und natürlich in Trattorien und Bars. Rund um den Schweinsschinken und den Hartkäse hat sich eine starke Lebensmittelindustrie entwickelt, deren Produkte wir daheim ebenso wie auf der ganzen Welt genießen können.

Wandern durch Jahrhunderte

Deshalb wird es weniger um diese leiblichen Genüsse gehen, wenn wir die Stadt am Rande der oberen Po-Ebene besuchen, sondern um kulturelle. Als reicher Handelsplatz hat sie sich schon im Mittelalter prächtige Bauwerke in romanischem Stil geleistet. Der Dom Santa Maria Assunta und das Baptisterium sind die Prachtstücke. Gleich dahinter erstreckt sich das Kloster San Giovanni Evangelista, mit angeschlossener historischer Apotheke. Über die Jahrhunderte sind Gotik und Renaissance in die vielen Altstadtbauten eingeflossen. Vielerorts stoßen wir auf die Fresken des lokalen Großmeisters Antonio Allegri, genannt Correggio.

Ein Spaziergang über die Piazza Grande und Strada Cavour ist ein Wandel durch die Jahrhunderte. Eine Urwucht strahlt der Palazzo della Pilotta aus, der den Aufstieg des Herzogtums Parma unter dem Geschlecht der Farnese verkörpert. Eine bauliche Glanzleistung ist im Obergeschoß das ab 1618 eingebaute Teatro Farnese: gänzlich aus Holz, 4500 Zuschauer fassend, mit revolutionärer Bühnentechnik. Es konnte sogar Wasser eingelassen werden, um Seeschlachten darzustellen.

In dem Palazzo stoßen wir auch auf die "Buona Duchessa", die gleich nach ihrem Amtsantritt als Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla das Museum einrichten hat lassen, die heutige Nationalgalerie, mit Werken u. a. von Leonardo da Vinci, Hans Holbein, El Greco und natürlich Correggio. Dort finden sich auch Porträts der Herrscherin, etwa eine Skulptur als Concordia von Antonio Canova.

Duchessa Maria Luigia ist eine historische Säulenheilige: Als Erzherzogin Marie Louise, die Tochter des ersten österreichischen Kaisers Franz I., wurde sie im Jahr 1810 als 18-Jährige aus machtpolitischen Gründen mit dem französischen Kaiser Napoleon verheiratet und wurde nach dessen Abdankung im Wiener Kongress 1815 mit dem italienischen Herzogtum entschädigt.

Für den fruchtbaren Landstrich am Südufer des Po erwies sich das als Glücksfall, denn die Habsburgerin war eine weitsichtige Regentin, die sich auch um die Gesundheitsversorgung kümmerte und oft mit einem Sack voller Geldrollen übers Land fuhr oder spazierte und hilfesuchende Untertanen beschenkte. Das berichtet ihre Biografin Irmgard Schiel ("Marie Louise – Eine Habsburgerin für Napoleon", DVA, 1983). Sie schreibt auch: "Maria Luigia machte aus einem Provinzstädtchen die Musikhauptstadt Parma." Sie ließ das Teatro Regio bauen, in dem ab der Einweihung 1829 die regionalen Musikhelden ihre Weltkarrieren starteten, ihre Werke aufführen ließen, dirigierten oder auftraten: etwa Giuseppe Verdi, Arturo Toscanini und Niccolo Paganini.

So ist es kein Wunder, dass wir in der Stadt allerorten auf die Herzogin stoßen. Eine Straße und ein Hotel tragen ihren Namen, viele Geschäfte stellen Bilder von ihr aus. Es lohnt sich auch ein Besuch ihrer Wohnstätte, des Palazzo Ducale auf der anderen Seite des Parma-Flusses. Heute ist in dem Bau eine Einheit der Gendarmerie untergebracht. An der Südseite eröffnet sich ein herrlicher Park mit Skulpturen und Teichen.