Austria
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Personalkrise: „Viele Fälle sind im Spital falsch“

„Krone“:Wie konnte sich der Personalmangel in Spitälern derart zuspitzen?
Martin Sprenger: Es gab viele Versäumnisse. Personalplanung ist eine Sache von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Zum Beispiel haben wir jetzt eine Pensionierungswelle. Die Geburtsdaten des Personals sind aber kein Geheimnis. Zugleich ist der Bedarf gestiegen, Menschen werden älter, Krankheiten komplexer. Aber ich muss auch sagen, Personalmangel ist nicht der richtige Begriff.

Sondern?
Es ist eher ein Verteilungsproblem, alle rangeln um Personal, der öffentliche und der private Bereich. Was auch zu wenig thematisiert wird: Wir haben einen extrem personalintensiven stationären Bereich. Wir haben zum Beispiel dreimal so viele Betten pro 1000 Einwohner wie skandinavische Länder.

Das heißt, die Versorgung außerhalb der Spitäler ist ausbaufähig?
Wir schaffen es einfach nicht, unser Versorgungssystem als Ganzes zu denken. Wir haben im niedergelassenen Bereich eine ineffiziente Versorgung, folglich landen viel zu viele Fälle unnötigerweise im Spital. Bis zu zwei Drittel der Patienten in den Ambulanzen sind dort eigentlich falsch.

Wo wird diese Entwicklung hinführen?
Wir müssen die Versorgung außerhalb der Spitäler massiv stärken. Primärversorgungszentren sind ein schönes Beispiel. Und generell werden wir eine zunehmende Privatisierung des Systems erleben, schon jetzt sind über drei Millionen Österreich privatversichert.

Die Aufstockung von Medizin-Studienplätzen wird oft als zentrale Maßnahme genannt. Zurecht?
Im OECD-Vergleich ist Österreich, was praktizierende Ärzte angeht, top. Wir bilden nicht zu wenig Leute aus. Es hapert unter anderem, wie gesagt, an der Verteilung und ganz massiv an der Attraktivität der Arbeitgeber im Gesundheitswesen.