Austria
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Putins enttarnte Spione im Hohen Norden

Drei spektakuläre Kriminalfälle sorgen in Schweden und Norwegen für Aufsehen, darunter der Skandal um ein Ehepaar, das von einem Vorort in Stockholm aus für Russland spioniert haben soll.

Stockholm. Vor einer Woche knatterten zwei Black-Hawk-Hubschrauber über einer verschneiten Villen-Anlage in einem wohlhabenden Vorort Stockholms. Spezialkräfte seilten sich ab und traten Fenster ein. Den Verdächtigen, einem Ehepaar, sollte keine Zeit bleiben, um zu fliehen oder Unterlagen die Toilette hinunterzuspülen, wie Ermittler später sagten.

Es klingt nach Szenen aus einem Actionfilm, wobei der Fall insgesamt eher Parallelen zu „The Americans“ aufweist, einer Netflix-Serie,die von einer scheinbar gewöhnlichen US-Familie erzählt, deren Alltag in der Vorstadt aber nur Fassade ist, weil die Eltern KGB-Spione sind.

Über die Festnahmen nahe Stockholm wunderten sich dann auch Nachbarn, weil das Paar, 59 und 58 Jahre alt, normal gewirkt und den Garten schön gepflegt habe. Ein Bild zeigt ein adrettes Paar beim Tanz, ein anderes den Mann nach einem Angelausflug mit dickem Fisch am Haken. Die realen „The Swedes“ statt den fiktionalen The Americans sozusagen.

Fast zeitgleich mit den Festnahmen begann in Schwedens Hauptstadt der Prozess gegen zwei Brüder, 42 und 35 Jahre alt, die aus dem Iran stammen, als Musterbeispiel für Integration galten und von denen der Ältere sogar für schwedische Geheimdienste gearbeitet hatte. Beide sollen jahrelang für Russland, für den GRU, den Militärnachrichtendienst, spioniert, einer auch geheime Unterlagen weitergegeben haben. Ein Geheimdienst-Experte sprach vom „schlimmsten Fall, den wir je in Schweden hatten“. Und im benachbarten Norwegen, an der Arktischen Universität Tromsø, soll ein angeblich brasilianischer Gastprofessor russischer Spion gewesen sein. Wobei der Mann die Vorwürfe bestreitet. Zu seinen Forschungsgebieten zählten just auch hybride Bedrohungen.

Putins Geheimdienst-Faible

Die drei Meldungen platzen in eine heikle Zeit, weil Schweden zum Ärger Moskaus den Nato-Beitritt beantragt hat und weil Norwegens Gas-Infrastruktur als Sabotageziel gilt. Wobei die Fälle an sich nicht überraschen. Russlands Faible für Geheimdienst–Missionen erklärt sich nicht nur aus der KGB-Vita des Kremlchefs.

Der Skandal um das Ehepaar ist inzwischen um eine Facette reicher: Die Rechercheplattform „Bellingcat“ enthüllte, dass die beiden und ihre Tochter eine Wohnung an pikanter Adresse in Moskau besitzen. Zu den Nachbarn zählen FSB-Agenten, darunter einer, der in die Vergiftung des Ex-KGB-Agenten Skripal verwickelt gewesen soll.

Das Paar zog um die Jahrtausendwende nach Schweden. Dem Ehemann wird vorgeworfen, ab 2013 gegen die USA und ab 2014 auch gegen Schweden spioniert zu haben, seine Frau soll Mittäterin sein. Er sitzt in U-Haft, sie ist wieder auf freiem Fuß. Das Paar hat die russische und die schwedische Staatsbürgerschaft, eine Tochter und angeblich einige Firmen (IT, Import/Export etc.). Laut „Bellingcat“ wurde eine Firma von einem pensionierten GRU-Oberst kontrolliert, den die USA einst, im Kalten Krieg, aus dem Land geworfen hatten. In dieser Zeit spielt auch The Americans.