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Schüsse nahe Präsidentensitz in Burkina Faso

Präsident Damiba ortet "Verstimmungen bei gewissen Mitgliedern der nationalen Streitkräfte“. Damiba ist selbst nach einem Putsch an die Macht gekommen.

Acht Monate nach einem Staatsstreich im westafrikanischen Burkina Faso haben nach nächtlichen Schießereien in der Hauptstadt Ouagadougou Soldaten an strategischen Orten Stellung bezogen. Sie versperrten am Freitag etwa den Zugang zum Präsidentenpalast und umstellten den Sitz des Fernseh- und Radiosenders RTB, wie ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Soldaten befanden sich außerdem vor Stützpunkten in der Stadt, Geschäfte waren geschlossen.

Am Freitagnachmittag waren erneut Schüsse zu hören. Das österreichische Außenministerium sprach am 1. September eine partielle Reisewarnung aus. Diese sei unverändert gültig, heißt es auf der Webseite. In mehreren Regionen besteht demnach die "permanente Gefahr von Entführungen westlicher Ausländer". Das deutsche Auswärtige Amt aktualisierte seine Reise- und Sicherheitshinweise und warnte vor einer weiter angespannten Gesamtlage und möglichen kurzfristigen Verschlechterungen.

„Verstimmungen“ innerhalb der Streitkräfte

Der amtierende Präsident im westafrikanischen Burkina Faso, Oberstleutnant Paul-Henri Sandaogo Damiba, sprach von "Verstimmungen" innerhalb der Streitkräfte. Er warb für Ruhe und Besonnenheit. Damiba stimme sich mit seinen "Waffenbrüdern" ab, kein Mitglied der amtierenden Regierung sei festgesetzt worden, teilte ein Regierungssprecher mit.

Augenzeugen zufolge versammelten sich ab dem Morgen mindestens 100 Demonstranten im Stadtzentrum. Sie forderten die Freilassung von Oberstleutnant Emmanuel Zoungrana, der Anfang Januar unter dem damals amtierenden Präsidenten Roch Kaboré festgenommen worden war. Ihm wurde vorgeworfen, einen Staatsstreich vorbereitet zu haben.

Tatsächlich putschte Ende Jänner dann Oberstleutnant Damiba, der seitdem als Präsident an der Macht ist. Er versprach, die instabile Sicherheitslage in dem Sahelstaat zu verbessern. Nach zwei schweren Anschlägen auf Versorgungskonvois im Norden Burkina Fasos, bei denen Dutzende Soldaten und Zivilisten getötet wurden, wuchs zuletzt der Druck auf Damibas Übergangsregierung.

Jihadisten im gespaltenen Land

"In Burkina Faso sind viele Menschen enttäuscht, dass Präsident Damiba nicht wie angekündigt die Sicherheitslage verbessert hat. Seit seiner Machtübernahme im Jänner haben sich Jihadisten weiter ausgebreitet", sagte der Sahel-Experte und Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamako, Ulf Laessing. Außerdem gebe es in eine Spaltung innerhalb der Streitkräfte und der Gesellschaft. "Es gibt eine Fraktion, die wie in Mali mit Russland zusammenarbeiten will. Moskau wird versuchen, ein anti-französisches Sentiment auszunutzen." Bei Demonstrationen in Ouagadougou waren am Freitag laut Augenzeugen auch russische Flaggen zu sehen.

Die politische und humanitäre Lage in dem Sahelstaat mit rund 21 Millionen Einwohnern ist seit Jahren instabil. Bewaffnete Gruppen, von denen einige der Terrorgruppe Islamischer Staat oder dem Terrornetzwerk Al-Kaida angehören, sind dort sowie in den Nachbarstaaten Mali und Niger aktiv. Teile Burkina Fasos sollen bereits nicht mehr unter Kontrolle des Staates stehen. Zudem machen dem verarmten Land lang anhaltende Dürren und Hungerkrisen zu schaffen - trotz reicher Goldvorkommen.

(APA/dpa)