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Selenskij: Putin blufft nicht mit Atomdrohungen

Der ukrainische Präsident empfiehlt russischen Männern, sich der Teilmobilisierung in Russland zu widersetzen. In den russisch besetzten Gebieten wird weiter über einen Anschluss an Russland abgestimmt.

Militärische Lage / Waffen

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat deutlich gemacht, dass er die Atomdrohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ernst nimmt. "Vielleicht war es gestern ein Bluff. Jetzt könnte es Realität sein", sagte Selenskij dem US-Sender CBS News am Sonntag. Die USA drohten Russland mit "katastrophalen Konsequenzen", sollte es Atomwaffen gegen die Ukraine einsetzen. Der ukrainische Präsident verwies auf die Gefechte um das AKW Saporischschja: "Dies sind die ersten Schritte seiner nuklearen Erpressung. Ich glaube nicht, dass er blufft."

  • "Odessa wurde erneut von feindlichen Kamikaze-Drohnen angegriffen", teilte die ukrainische Armee am Sonntag mit. Ein Verwaltungsgebäude im Zentrum der südukrainischen Hafenstadt sei dreimal getroffen worden. Es habe sich um iranische Drohnen gehandelt, sagte eine Militärsprecherin. Tote oder Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht.

  • Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig Angriffe vor: Russische Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Militärs binnen 24 Stunden Dutzende Raketen- und Luftangriffe auf zivile und militärische Ziele ausgeübt. Betroffen seien unter anderem 35 Siedlungen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti wiederum meldete am Sonntag, ukrainische Truppen hätten Getreidespeicher und Lagerhallen für Düngemittel beschossen.

  • RIA Nowosti meldete auch die Bombardierung eines Hotels in der Stadt Cherson durch ukrainische Truppen. Zwei Menschen seien getötet worden. Die Angaben ließen sich unabhängig nicht überprüfen. Die Stadt im Süden der Ukraine ist bereits seit kurz nach dem Beginn der Invasion von russischen Truppen besetzt.

  • Wegen ihres Einsatzes im Krieg gegen die Ukraine und zunehmender Proteste in Russland gerät die russische Nationalgarde (Rosgwardija) nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck. "Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass die Mobilisierung genutzt wird, um die Rosgwardija-Einheiten mit zusätzlichen Kräften zu verstärken", teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

Russlands Teilmobilmachung

  • Nach neuen Protesten gegen die in Russland laufende Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine rief der ukrainische Präsident Selenskij Moskaus Kämpfer zum Aufgeben auf. Es sei besser, die Einberufung zum Dienst abzulehnen, als auf fremder Erde als Kriegsverbrecher zu sterben, sagte Selenskij auf Russisch in einer Videobotschaft. Zugleich bot er an, dass sich russische Soldaten freiwillig in Kriegsgefangenschaft begeben könnten. Dort würden sie zivilisiert behandelt.
  • Am Samstag wurden bei neuen Protesten in Russland gegen die Teilmobilmachung mehr als 700 Menschen festgenommen.
    Zugleich verlassen zahlreiche Menschen das Land. Der finnische Grenzschutz etwa beobachtet an der Grenze zu Russland weiterhin mehr Verkehr als gewöhnlich. Am wichtigsten Grenzübergang Vaalimaa hätten sich die Autos auf russischer Seite am Sonntagmorgen etwa 500 Meter lang gestaut. Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor härtere Strafen für Deserteure in Kraft gesetzt. Ihnen drohen 15 Jahre Haft.
  • Zwei Spitzenvertreter des russischen Parlaments haben Verständnis für die zahlreichen Beschwerden über die Kampagne zur Mobilisierung Hunderttausender Soldaten gezeigt. Walentina Matwijenko - Vorsitzende des Föderationsrats, des Oberhauses des russischen Parlaments - verwies den Angaben zufolge auf Berichte, wonach auch Männer einberufen wurden, die von der kürzlich verkündeten Teilmobilisierung eigentlich nicht betroffen sein dürften. "Solche Auswüchse sind absolut inakzeptabel. Und ich halte es für absolut richtig, dass sie eine scharfe Reaktion in der Gesellschaft auslösen“. Wjatscheslaw Wolodin, Vorsitzender des Unterhauses, der Duma, erklärte, dass Fehler, sollten sie gemacht worden sein, korrigiert werden müssten. "Behörden auf allen Ebenen sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein."

Scheinreferenden in russisch kontrollierten Gebieten

  • In den von Moskau besetzten Gebieten im Osten und Süden der Ukraine ziehen die Besatzer die Scheinreferenden über einen Beitritt der Regionen zu Russland trotz Beschuss weiter durch. Die Menschen sollen unter der Gewalt der Besatzungsmacht mit "Ja" oder "Nein" darüber abstimmen, ob die Gebiete zur Russischen Föderation beitreten sollen.

  • In der von russischen Truppen besetzten ukrainischen Region Saporischschja sprachen sich am 23. September angeblich 93 Prozent der Stimmberechtigten für den Beitritt zur Russischen Föderation aus. Das meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS am Sonntag unter Berufung auf Exit-Polls. Mehr dazu.

  • Russlands Außenminister Sergej Lawrow nutze seinen Auftritt bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung am Samstag in New York für einen zornigen Rundumschlag gegen den Westen. Kritik am Krieg gegen die Ukraine und an den Scheinreferenden in besetzten Gebieten wies er zurück. Der "Wutausbruch" des Westens sei unbegründet. Die Bewohner der Regionen würden sich nur "ihr Land mit, in dem ihre Vorfahren seit Hunderten von Jahren leben“ zurückholen.

(Red./APA/Reuters/dpa)