Austria
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So richtig grün genießen

"Nicht zur Heidi hin, die Heidi stoßt!". Gerade ist Toni Hairer mit einer Abordnung von zehn Kindern in den Ziegenstall marschiert. In der linken Hand tragen die kleinen Helferlein ein Küberl mit Müsli, die rechte haben sie frei zum Ziegenstreicheln. Der Opa Toni, wie er hier genannt wird, passt auf, dass alles mit rechten und sicheren Dingen zugeht. Wie schon bei den Ponys, die als erstes Futter und Streicheleinheiten bekommen haben, wird er auch im Ziegenstall und später bei den Hasen nicht müde, immer wieder alles ganz ruhig zu erklären. "Es ist a Mordsfreude mit den Kindern", sagt der 80-Jährige: "Wichtig ist nur, dass man klar sagt, wenn etwas nicht geht."

Opa Toni und die Tiere

"Tiere füttern mit Opa Toni" ist einer der täglichen Höhepunkte im Familien-Landhotel "Der Stern" im tirolerischen Obsteig. Seit 20 Generationen sind die Fögers die Wirtsleute des Ortes, der aktuelle Hotelchef René Föger hat Kinder, Natur und Nachhaltigkeit als die drei Schwerpunkte seines Betriebes auserkoren. Davon, dass seine Vorfahren einst Ski-Gäste begrüßten und sogar die aus Ischgl nach Obsteig kamen, um sich die moderne Technik der örtlichen Aufstiegshilfe anzuschauen, zeugen noch die Teile des längst abgebauten Sesselliftes auf dem Spielplatz.

So richtig grün genießen
So richtig grün genießen
Ausflüge mit und auf Ponys Bild: jule

Heute können sich Familien mit Schneeschuhwandern, 16 Kilometer Loipe von der Haustür weg oder Rodelpartien den Schneetag versüßen, zum Skifahren geht es mehrmals die Woche per Hoteltransfer. Denn: Wer grün, also per E-Auto oder Bahn anreist, spart sich nicht nur fünf Prozent auf den Zimmerpreis, er soll in seinem Urlaub dennoch alles erleben können. Ob vom Bahnhof oder zur Nachtwanderung – es wird "geshuttelt", bis auch der letzte Gast dort ist, wo er gerne hinmöchte.

Damit der Nachhaltigkeitsgedanke nicht mit einem grünen Zeigefinger daherkommt, sondern Spaß macht, wird im Stern gespielt – fürs Stiegensteigen statt Liftfahren, fürs Wassertrinken statt Softdrinks, für den Wurstverzicht und fürs Handtücher-mehrmals-Verwenden, gibt‘s Sterne zu verdienen. Immerhin war man 2012 das erste klimaneutrale Hotel Österreichs und arbeitet stetig daran, die eigene Energiebilanz zu verbessern. Vor allem jetzt, wo man die "ökologische Wüdsau" Schwimmbad ins Haus geholt hat.

So richtig grün genießen
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Auftanken von Bobbycars Bild: jule

Dort sind Rätsellösungen auf den Becken-Boden gezeichnet, erkennen kann sie, wer mit speziellen Schwimmbrillen taucht. Mehr als nur ein großer Spaß: "Springen die Kinder weniger und tauchen sie mehr, senkt das den Wasserverbrauch", erklärt Föger den Trick hinter dem Zeitvertreib.

Tricks hat auch Elfi so manche auf Lager. Als René Fögers Tante ist sie eines von 14 Familienmitgliedern, das im Stern anpackt. Bei Elfis "Mundraub"-Touren nimmt die 55-Jährige die Gäste mit in die Natur, zeigt ihnen, wo Wacholderbeeren und wo die Schwammerl wachsen und vor allem auch, wie man diese Köstlichkeiten verwerten und haltbar machen kann. Fermentieren, einkochen und dazwischen ein Schnapserl, los geht’s!

So richtig grün genießen
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Der Stadel wurde in ein Kletter- und Erlebnisparadies umgebaut. Bild: jule

Platz für Helikoptereltern

Beruhigendes brauchen vielleicht auch jene, die es sich in der Elternlounge "Helikopterplatz" gemütlich machen. Ganz oben im ehemaligen Stadel bekommen sie dort etwas zu sehen, das echten Helikoptereltern wohl wenig bekommt. Der Stadel wurde in ein Kletter- und Erlebnisparadies umgebaut, das seinesgleichen sucht – samt Netzen in luftigen Höhen, Tunnels zum Durchkriechen, Boulderwand und Kletterelemente über einer Bobbycar-Rennstrecke. Daneben wird spielerisch getankt – selbstverständlich Strom –, denn Nachhaltigkeit soll Spaß machen und früh gelernt werden; bereits im tiefergelegten Plastikauto.

Julia Evers
Julia Evers