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Ukraine hat Erfolg bei Gegenoffensive, Russland Probleme mit Rekrutierung

Die ukrainischen Truppen rücken im Osten und Süden des Landes weiter vor. Russland steht weiterhin vor massiven Problemen mit seiner Teilmobilisierung.

Während Russland die international kritisierte Annexion ukrainischer Gebiete weiter umsetzt - am Dienstag hat auch das russische Oberhaus einstimmig für die Angliederung gestimmt - intensiviert die ukrainische Führung ihr Bestreben einer vollständigen Rückeroberung der von Russland einverleibten Gebiete.

So rücken ukrainische Truppen im Norden und Süden des Landes weiter vor. Man habe weitere Städte in etlichen Gebieten zurückerobert, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij in einer Videobotschaft in der Nacht auf Dienstag mit. Details nannte er keine.

Besondere Beachtung fand zuletzt jedenfalls die Befreiung des strategisch wichtigen Ortes Lyman in der östlichen Region Donezk. In der Nacht zum Montag durchbrachen ukrainische Soldaten russische Stellungen im Nordosten der annektierten Region Cherson im Süden des Landes. Noch nicht offiziell bekannt gegeben wurde ein ukrainisches Vorrücken entlang des Flusses Dnipro. Angeblich sollen sich die Orte Solota Balka und Chreschtscheniwka bereits wieder unter ukrainischer Kontrolle befinden. Und auch Russland räumte unterdessen ein: Im Bezirk Luhansk hätten sich ukrainische Soldaten bereits bei der Stadt Lyssytschansk festgesetzt. Nach ukrainischen Angaben ist das Dorf Bilohoriwka bereits seit längerem unter ukrainischer Kontrolle. 

Russland mit Teilmobilmachung überfordert

Russland hat unterdessen massive Probleme mit seiner Rekrutierung. Seit der Ankündigung der Teilmobilmachung vor zwei Wochen sind mehr als 200.000 Menschen zum Militärdienst einberufen worden, sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag. Russland strebe an, 300.000 weitere Menschen einzuziehen, zitiert ihn die laut der Nachrichtenagentur RIA. Aber es läuft alles andere als rund.

Am Montag wurden nach offiziellen Angaben zwar die ersten im Zuge der Teilmobilmachung in Russland einberufenen Rekruten in die besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk verlegt. Doch die Teilmobilmachung sorgt für Chaos und Konflikte, Tausende Männer fliehen, weil sie nicht für ihr Land in den Krieg ziehen wollen. Allein im Nachbarland Kasachstan wurden seit der Mobilmachung bereits mehr als 200.000 russische Staatsbürger gemeldet.

Der russische Staat ist nach Ansicht britischer Militärexperten nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine große Zahl an Rekruten bereitzustellen. Eingezogene Reservisten würden sich außerdem übergangsweise in Zeltlagern versammeln, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit. Das deute darauf hin, dass das Militär Schwierigkeiten habe, die Rekrutierten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden.

Kranke Reservisten, mangelnde Ausrüstung

Die britischen Geheimdienste gehen außerdem stark davon aus, dass seit der Verkündung der Teilmobilmachung am 21. September auch bereits Russen eingezogen wurden, die eigentlich nicht unter die Definition der Rekrutierungswelle fallen. Laut Medienberichten werden Männer etwa trotz Vorerkrankungen oder fehlender Qualifikation einberufen oder nach der Einberufung teilweise auf dem freien Feld ohne Ausbilder abgesetzt. Es soll vielerorts an Kleidung, Ausrüstung und Verpflegung fehlen.

Auch aus den eigenen Reihen dringt Unmut an die Öffentlichkeit. Eingezogenen Reservisten gelingt es immer wieder, ihre Geräte in die Kasernen zu schmuggeln. Die Fotos und Handyvideos, die dadurch in den sozialen Medien zirkulieren, zeigen, wie chaotisch die von Präsident Wladimir Putin ausgerufene „Teilmobilmachung“ im Land offenbar abläuft.

Zur jüngsten Eskalation kam es am Montag auf einer Militärbasis bei Moskau. Dort soll es zu einer Massenschlägerei zwischen den neu Einberufenen und länger dienenden Zeitsoldaten gekommen sein. Die frisch Rekrutierten sollen ihre Peiniger - die von ihnen Kleidung und Mobiltelefone einverlangten - dermaßen verprügelt haben, dass sich schließlich rund 20 Zeitsoldaten in einem Gebäude einschlossen und die Polizei um Hilfe riefen. Erst nach deren Eintreffen wurde der Konflikt geregelt.

(Red/APA/dpa/Reuters)