Austria
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Warum die Lohnrunde eskalierte [premium]

Trotz der historisch hohen Inflation startete die Herbstlohnrunde relativ konziliant. Doch jetzt kam es doch zur Eskalation – mit einem 24-Stunden-Streik der Eisenbahner. Was jetzt noch kommen könnte.

Es ist gelebte Praxis in Österreich, dass sich Politiker nicht in Lohnverhandlungen einmischen. Heuer tun sie das auffällig oft. Ihr blute das Herz, sagte Verkehrsministerin Leonore Gewessler angesichts des großflächigen Eisenbahnerstreiks am Montag. 8000 Personen- und Güterzüge fielen aus, weil die Gewerkschaft Vida zum Warnstreik geblasen hatte.

Wobei „Warnstreik“ ein dehnbarer Begriff ist: In der Regel sind das Arbeitsniederlegungen von einigen Stunden. Die Vida reizte das aus: Anstatt zwei Stunden, wie 2018, ließ sie gleich 24 Stunden alle Züge in Österreich und im grenzüberschreitenden Verkehr stillstehen. Weil Home-Office seit Corona längst Standard ist und Unternehmen vorsorglich Meetings verlegt haben, gab es vorerst kein Verkehrschaos. Zurück bleiben leere Bahnhöfe, ein neuer Verhandlungsanlauf und verbrannte Erde – „mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik“, sagte etwa ÖBB-Chef Andreas Matthä, seines Zeichens übrigens ein „Roter“.

Dabei hatte sich die Herbstlohnrunde vergleichsweise konziliant angelassen. Die Spitzen der Sozialpartner beteuerten im Spätsommer sogar noch gegenseitiges Verständnis, und die Metaller, die als besonders gut organisiert gelten, einigten sich ohne Eskalation auf einen für beide Seiten verkraftbaren Abschluss. Diese Woche geht es nun Schlag auf Schlag: Am Montag streikten Eisenbahner und Brauereien, am Freitag und Samstag könnte der Handel folgen. Wie kam es dazu, dass die Lage doch noch dermaßen eskalierte? Ein Überblick.