Austria
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Wenn ein Minus mit Sekt gefeiert wird

Eine Niederlage kann sich viel schlimmer anfühlen, als jene der ÖVP in Tirol. Vor allem für Bundeskanzler Karl Nehammer.

von Martin Gebhart

Wenn am Ende eines Wahlsonntags in der ÖVP Sekt getrunken wird, obwohl rund zehn Prozentpunkte an Wählerstimmen verloren gegangen sind, dann muss es ein besonderer Urnengang gewesen sein. Tatsächlich wurde die Tiroler Landtagswahl im Vorfeld bereits als historisch beschrieben, weil die Macht der Volkspartei in einem ihrer Kernländer ins Bröckeln geraten war. So stark, dass manche Gegner auf einen nicht-schwarzen Landeshauptmann hofften.

Diese Träume sind jetzt vorbei. Die Tiroler ÖVP hat zwar ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis eingefahren, das fühlt sich angesichts der noch schlechteren Umfragewerte im Vorfeld aber schon fast wieder wie ein Sieg an. Und vor allem wird sie wieder den Landeshauptmann stellen.

Der mögliche Verlust dieser Führungsoption war für die ÖVP-Bundespartei auch die größte Sorge gewesen. Das ist jetzt vom Tisch und Bundeskanzler Karl Nehammer kann erleichtert durchatmen. Wäre Anton Mattle mit seinem Team unter die 30 Prozent gerutscht, wäre der Tiroler Landeshauptmannsessel verlustig gegangen – dann hätte es wohl auch in Wien ein Beben gegeben. Und Karl Nehammer und der neue Generalsekretär Christian Stocker hätten sich eine Flut von kritischen Fragen gefallen lassen müssen – bis hin zu neuen Gerüchten um einen Kanzlerwechsel. Das ist jetzt vom Tisch und macht in Wien das Arbeiten leichter. Noch dazu wird hier der Stimmenverlust zum Großteil dem chaotischen Rückzug von Noch-Landeshauptmann Günther Platter zugeschrieben als der Bundespolitik.

Eines hat die Tiroler Wahl auch gezeigt: Keine andere Partei konnte von dem 10-Prozent-Minus der ÖVP so richtig profitieren. Die SPÖ legte nur leicht zu, die FPÖ stärker, blieb aber auch unter 20 Prozent und die Neos sind nicht vom Stand gekommen. Die Grünen, Koalitionspartner in der Bundesregierung, rutschten sogar unter die Zehn-Prozent-Marke. Es wurde also die ÖVP abgestraft, ohne dass eine andere Bundespartei wirklich stark zulegen konnte. Das sollten sich all jene Parteistrategen ganz genau anschauen, die die aktuellen Meinungsumfragen schon als das künftige Wahlergebnis im Bund sehen.

Jetzt ist es natürlich Landessache, mit wem Anton Mattle in Zukunft in Innsbruck regieren wird. Er kann zwischen SPÖ und FPÖ wählen, wobei allgemein erwartet wird, dass eine schwarz-rote Koalition die wahrscheinlichste Variante ist. Sollte doch noch Schwarz-Blau herauskommen, dann wäre das ein Paukenschlag. Erstens hat Mattle das im Wahlkampf ausgeschlossen, er müsste somit erst innerparteilich überzeugt werden. Zweitens wäre es die zweite schwarz-blaue Landeskoalition nach Oberösterreich. Und das hätte Auswirkungen bis nach Wien – auch wenn derzeit niemand mit FPÖ-Chef Herbert Kickl koalieren will.

© Bild: Christandl Jürg

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