Austria
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Wenn Nett und Scheiße Geschwister sind, wer sind dann die Eltern?

Josef Jöchl bringt in seinem zweiten Kabarettprogramm überzeugende Argumente, warum man als netter Mensch gut durchs Leben kommt. Die Premiere war im Kabarett Niedermair.

War Josef Jöchl in seinem Debüt vor zwei Jahren noch ein „Nobody“, so der Programmtitel damals, ist er nun einfach nur „nett“. In seinem zweiten Kabarettprogramm namens „Die kleine Schwester von Nett“, das im September im Kabarett Niedermair Premiere hatte, führt Jöchl auf vielen Ebenen aus, wie freundlich er ist – und dass es so gar nicht scheiße ist, einfach nur nett zu sein (Regie: Magda Leeb). Ein echter People Pleaser ist dieser Tiroler, der in Wien den PCCC* im WUK mitgegründet hat, eine Comedy-Schiene von hauptsächlich queeren Künstlerinnen und Künstlern und die durch den Aufstieg von Malarina einiges an Publicity bekommen hat.

Jöchl macht in seinem zweiten Soloprogramm das gleiche wie im ersten: Er redet über dies und das und macht klassisches Stand-up mit Anknüpfungspunkten an das Leben der Zuschauer. Auch hier hält sich Jöchl an das Motto des PCCC*: „Immer nur nach oben schlagen, nie nach unten treten.“ Diesmal geht es um das Leben im siebenten Bezirk in Wien, wo man als netter Mensch nicht weiter auffällt.

Wuchteln gegen Rendi-Wagner und die Grünen

Ganz politisch korrekt teilt er die Pointen nicht gegen Minderheiten aus, denen er nicht selbst angehört. Auch „die da oben“ kriegen nur wenig ihr Fett ab, Pamela Rendi-Wagner wird in einer sanften Wuchtel erwähnt („Sie wäre auch ein People Pleaser, aber sie kann es halt nicht so gut“).

Oder es geht einmal gegen die Partei, die Wien Neubau seit Jahren dominiert: „Nett ist nicht die kleine Schwester von Scheiße. Denn wenn Nett und Scheiße Geschwister sind, wäre sind dann die Eltern: Coldplay? Die Grünen!?“

Einer der Anknüpfungspunkte, derzeit recht trendig, ist es, von Erfahrungen mit der Psychotherapie zu erzählen und dabei zu entdecken, dass man eh nicht anders ist als die anderen. „Mein Lieblingskünstler ist mein Spotify-Mix der Woche!“ gesteht Jöchl zum Ausdruck seiner Durchschnittlichkeit. Aber er überzeugt das Publikum, dass er doch ein bissl netter ist als die anderen: „I bin net nur ein People Pleaser, sondern auch zu elektronischen Geräten scheißfreundlich: zu meinem Drucker oder einem Getränkeautomaten. Und I bin zu niemandem so zärtlich wie zu meinem iPhone.“

Gar so zärtlich kommt das Stand-up von Jöchl eh nicht rüber – aber es ist ein sehr unterhaltsamer Abend über die Sorgen und Freuden der Mittelschicht. Nett.