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Wie postfaschistisch darf man sein? [premium]

Niemand will als postfaschistisch gelten, nicht einmal Giorgia Meloni. Dabei wäre es gut, wenn es viele wären – im Wortsinn natürlich, in Analogie zum Postkolonialismus. Klaubereien über ein Wort und seine Bestandteile.

Postmoderne, Postpunk, Postkommunismus, Postmaterialismus, Postmarxismus, Poststrukturalismus, Postkolonialismus – und nun, nach dem Wahlerfolg der Fratelli d'Italia: Postfaschismus. Die zum Präfix gewordene lateinische Präposition „post“ (irgendwie ein Widerspruch in sich) verfolgt uns seit Jahrzehnten, in Form von Stilen und von Ideologien. Ihr Wortsinn ist klar: Sie bezeichnet das, was danach kommt. Wenn die Moderne ihre Kraft verloren hat, löst die Postmoderne sie ab. Wenn die dann schwächelt, darf wieder eine Moderne kommen, allerdings ohne Anspruch auf den bestimmten Artikel . . .

Doch was ist mit dem Postpunk? War er nicht Punk mit anderen Mitteln? Und die postkommunistischen Parteien? Hat man so nicht jene Parteien genannt, die aus den staatstragenden Parteien des Kommunismus entstanden sind, die aus der SED hervorgegangene PDS etwa? Als Wendehälse wurden ihre Funktionäre gern verspottet. Aber ist es eine Schande, seine Ideologie zu ändern, wenn man sie als falsch erkannt hat? „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“, sagte der französische Spätimpressionist – nicht: Postimpressionist – Francis Picabia.